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Der Nachtwächtermeister von Amberg

Thilo Schneider • Jan. 06, 2019

Wenn die Heimwehr Streife geht...

Jetzt ist es passiert. Im beschaulichen Amberg gibt es nach, je nach Quellenlage, zwischen 48 und 36 Einzelfällen (ich habe die Anzahl der Täter mit der Anzahl der Opfer multipliziert, weiß aber nicht, ob das so gerechnet wird, vielleicht gilt das ja auch nur als ein einziger Einzelfall) Bürgerwehren. Also Mehrzahl. Und mit dem Zusatz „offenbar“. So schreibt es zumindest die FAZ und die weiß es vom Bürgermeister vom Amberg, der ganz entsetzt ist, dass sich die „braune Revolution“, nachdem die Revolution in Chemnitz wegen Unfähigkeit und einer nicht ganz ausreichenden Anzahl von Waffen von sich selbst niedergeschlagen wurde, nun in Amberg formiert. Die NPD Nürnberg präsentiert auf ihrer Facebookseite die wehrhaften Bürgerwehren. Alle vier. Wie ich in einer langwierigen 10-sekündigen Recherche herausfand. Da zittert er, der CDU-Bürgermeister Michael Cerny. Und mit ihm die gesamte Republik. Außer der NPD Nürnberg.
Na ja. Die haben ja auch allen Grund.

Was früher mal „ich geh´ noch kurz mit dem Hund“ war, scheint, was die vier aufrechtsextremen Kameraden betrifft, heute ein kerniges „Hase, ich geh noch mal auf Patrull… Patroll… Bredull… auf Streife“ zu sein. Schmuck sehen sie ja aus, die Verteidiger guter und sehr alter deutscher Werte. Drei haben auf den Bildern schicke rote Warnwesten an, auf denen irgendjemand irgendwelche fluffigen Symbole getackert hat, die von ganz ganz weitem an Hakenkreuze und von ganz nah an so etwas wie das Emblem der „Fantastischen Vier“ erinnern. Und wie in der Comicvorlage hat „das Ding“ keine Uniform an. Diese vier Helden sind also die „Bürgerwehren“-Darsteller der FAZ und der CDU Amberg. Da kann man wirklich Angst kriegen. Wenn man glutenfrei erzogen und auf dem Dauerkreuzzug „gegen Rechts“ ist und FAZ liest.
Nun bin ich sicher weit davon entfernt, Gewalt von Rechtsextremen zu verharmlosen, aber Leute, bitte: da gibt es ganz andere Kaliber. Und selbst da stellen die sich (gottseidank) sau doof an. Nein, ich finde das gut, dass die älteren Menschen der NPD Nürnberg ´raus auf die Straße gehen, da kommen die auch mal an die frische Stadtluft, die bekanntlich frei macht und außerdem darf sich jeder so gut zum Löffel machen, wie er kann. Unsere Demokratie gibt das her. Ein bisschen komisch dürfte es werden, wenn das lustige Stadtstreicherquartett meint, es müsse „Ausweise kontrollieren“, aber spätestens an Herrn Löhlein vom Ordnungsamt dürfte sich die freiwillige Bürgerwehr Nürn- und Amberg dann die Zähne ausbeißen und wenn dann gar ein Fahrzeug der Unordnungsmacht um die Ecke biegt, ist Einstellen mit dem lustigen sich bürgerwehren. Ganz abgesehen davon, dass von den Viergeteilten weniger Schutz vor Übergriffen als von einem mit einem Handy bewaffneten Mitbürger mit und ohne Integrationsvordergrund ausgehen dürfte. Die lustige Showkampfgruppe dürfte nicht einmal in der Lage sein, sich selbst zu schützen – geschweige denn andere…

Der eigentliche Skandal ist, dass sich hier – zumindest, wenn ich „Hetzjagd“ als „das Verfolgen anderer Personen zwecks Ausübung körperlicher Gewalt“ definiere – tatsächlich eine ebensolche abgespielt hat. Wird aber nicht drüber geredet. War nämlich offiziell keine. Die Presse formuliert (übrigens reichlich spät) die Schlager-Tour der vier Schutzgefundenhaber als „Prügelattacke“ oder „Prügel-Orgie“ , gerne auch mit dem Zusatz „mutmaßlich“. Nach letzten Erkenntnissen stammen die Strammen (alle Täter waren angeblich „alkoholisiert“) alle nicht aus Amberg, sondern seien extra mit dem Zug angereist. Diese Nebensätze sind es, die mich irritieren. Wenn ich doch eh so wenig Geld aus der Staatskasse erhalte – gebe ich das dann für eine Zugfahrt nach Amberg aus? Oder dürfen die jungen Schutzgeldbekommer kostenlos Zug fahren? Wenigstens nach Amberg in der Oberpfalz? Und warum nennt die Presse die „Vorkommnisse“ nicht beim Namen? Nur Rainer Wendt von der GdP hat Klartext gesprochen , aber der ist ja für die GdP das, was Thilo Sarrazin für die SPD und Boris Palmer für die Grün*Innen ist. Nein, die Beschwichtigungspresse hat sofort reagiert und lässt die Klatschtour durch Amberg nach einer quasi üblichen Dorfschlägerei von Intoleranzbesoffenen aussehen. Passiert halt, passiert.

Dazu passend die Sprechblasen von Bürgermeister Cerny: Seine „ersten Gedanken“ sind natürlich „bei den Opfern“, seine zweiten Gedanken allerdings „warnen vor Verallgemeinerungen“, denn irgendwelchen „engagierten Flüchtlingen“ sei ein „Bärendienst erwiesen worden“. Ja, er ist gar „schockiert“. Nicht durch die Taten, die seine Bürger bunt – nämlich grün und blau – gemacht haben, sondern von den „Reaktionen auf die Tat“. Das geht nun aber wirklich so nicht. Erst werden Leute verkloppt und dann wird sich beschwert? Ja, wo sind wir denn? Wo kommen wir denn da hin? Wenn da jeder nicht so herumreaktionisiert, wie sich das der Meisterbürger Cerny vorstellt? Gut, was will er auch anderes sagen? Oder würde er, wenn er könnte, wie er wollen können würde? Okay, beispielsweise das, was Rainer Wendt gesagt hat – aber Cerny strebt vielleicht ja auch nach Höherem und da wäre Kritik kontraproduktiv. Wenigstens konnte er sich zu dem Wort „Idioten“ durchringen.

Da kommt dann die Meldung der Nürnberger NPD-Streifenhörnchen natürlich recht(s). Hier darf jetzt wieder nach Herzenslust gewarnt und gehysterisiert werden, bis die Zeitungsschwarte kracht. Da tun dann die Schläge, die ein Dreizehnjähriger von den Noch-nicht-so-lange-hier-Seienden erhalten hat, schon nicht mehr ganz so weh und Amberg kann wieder ruhig schlafen. Hat es doch einen Bürger- und Wachtmeister, der darauf achtet, dass vier Nürnberger Flitzpiepen hier nichts Falsches „instrumentalisieren“ und er darf sich als Held im Kampf gegen Hitlers Urenkel fühlen. Was hier wie und von wem und wozu instrumentalisiert wird, entscheidet schließlich immer noch der Heros im Amberger Ratloshaus! Basta. Dann passt ja alles wieder.

Wurde Campino schon angelockt?

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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