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Aus dem Giftschrank: Der "mehrschlägig Bekannte"

Thilo Schneider • Juli 06, 2020

Heldenhaft fixiert ist halb gewonnen!

Bild von Momentmal auf Pixabay
In der Berliner S-Bahn 75 ist es zu einem – nennen wir ihn freundlich – „unschönen Vorfall“ gekommen. Wie diverse Medien berichten, hat ein – nennen wir es freundlich - Mitglied der internationalen Partyszene, das dem entsprechenden Video nach ein soziales Konstrukt männlichen Wesens ist, ein Sozialkonstrukt weiblichen Wesens zuerst zusammengeschrien, dann, beim Halt der S-Bahn, aus der Türe getreten und dort noch einmal, um die Sache rund zu machen, verprügelt. 

Das männliche Sozialkonstrukt brüllt auf dem Video unverständliche Worte und scheint auf das weibliche Konstrukt auch ein- zwei Mal einzuschlagen. Das weibliche Konstrukt bittet die mitfahrenden männlichen Konstrukte mehrere Male laut um Hilfe. Das Video ist unter Anderem hier zu sehen. Es sind tatsächlich zwei weitere männliche Konstrukte im Wagen, ein etwas stämmiges, kleines Konstrukt und ein sehr hageres Konstrukt, das einen Rucksack und eine etwas gewöhnungsbedürftige Frisur trägt. 
Während das stämmige Konstrukt nur kurz am Ende des Videos zu sehen ist, wie es quasi die Flucht ergreift, sobald sich seine Türe öffnet, steht neben dem brüllenden und fluchenden Partyboy das andere männliche Konstrukt im Mittelpunkt des Videos. Tapfer geht es auf den sehr erregten Mitreisenden und die Mitreisende zu und macht knallharte Ansagen wie, also schon, also wenn jetzt nicht SOFORT, dann aber hallo. Wörtlich sagt er, dass er den Tatenden („Täter“ ist vielleicht etwas zu pauschal und unterstellt männliches Geschlecht) sehr scharf fixiert hat. Das sieht man aber auf dem Video nicht so gut und man sieht auch nicht so gut den überwältigenden Eindruck, den die scharfe Fixierung auf den brüllenden und tobenden Mitreisenden gemacht hat. 

Es ist nun einmal das Wesen öffentlicher Verkehrsmittel, dass man sich seine Mitreisenden nicht aussuchen kann und eben mitnehmen muss, was man so kriegt. In diesem Fall hatte die Frau einfach das Pech, das weder Vladimir Klitschko noch ein rechtsextremer Soldat der in Auflösung befindlichen „Kommando Spezialkräfte“ an Bord und entsprechend gegenaggressiv war. Stattdessen hatte sie einen feingeistigen Scharffixierer und einen pummeligen Bahnflüchtling zur Verteidigung zur Verfügung. Und ja – man riecht förmlich die Angst durch den Bildschirm, als sich der tapfre Jüngling mit dem zart gelockten Haar der bedrohten Maid nähert und mit schlotternden Knien den Angreifenden „scharf fixiert“. Aber wenigstens hat er, den ich dem Anschein nach eher in einem Stuhlkreis für profeministisches antirassistisches Vaginahäkeln vermuten würde, ein kleines Hasenherz gefasst. Noch eine Station mehr und der sehr ungehaltene Mitreisende hätte ihn einfach zermalmt. 

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Niemand von uns weiß, wie wir uns selbst verhalten würden, wenn da ein Partyfeierbiest mit der Statur eines Kühlschranks und dem Benehmen von „Mussolini auf dem Balkon“ eine Frau bedroht. Ich glaube, dass das sehr tagesabhängig vom Vertrauen in die eigene Konfliktfähigkeit bis hin zur körperlichen Auseinandersetzungsbereitschaft ist. Und davon, wie wir das Gegenüber einschätzen und ob wir bereit sind, nur mit leeren Händen zu einer potenziellen Messerstecherei zu gehen. Vor dem Rechner sind wir alle sehr stark. 

Neben aber der eigenen Angst und Verwirrung könnte ich mir daneben auch vorstellen, dass das derzeitige gesellschaftliche und mediale Gesamtbild eine Rolle spielt. Nehmen wir nur einmal an, da wäre jetzt der Angstgegner von John Cena in der U-Bahn gewesen. Und der wäre aufgestanden und hätte den Toberich mit einem kurzen, aber sehr herzlichen Schlag zum Schweigen und zu Fall gebracht. Hätte dann die Schlagzeile „Beherzter Passagier rettet Mitfahrende vor Schläger“ gelautet? Oder besteht – rein hypothetisch natürlich – auch die Möglichkeit der Headline „Rassistischer Angriff auf psychisch kranken Flüchtling in der S-Bahn“? Hätten die Berliner gar Gratiskonzerte und Grußadressen des Bundessteinmeiers erhalten? 

Hätte umgekehrt der zornig engagierte Herr im roten Shirt den asketischen jungen Rucksackträger knackig zu Fall gebracht – wäre dann der feingliedrige junge Mann nichts als ein weiteres Opfer in der Einzelfallstatistik gewesen, kaum der Erwähnung und Rede wert? 

Immerhin drohen die Mitreisenden damit, die Polizei zu rufen. Jawohl. Weil das so ja auch nicht geht. Den funkensprühenden Hulk scheint das, wie man im Anschluss sehen wird, zu Recht wenig zu beindrucken, denn er ruft den tapferen Polizeirufern zu, das sie gerne die Polizei rufen könnten und mal machen sollen, bevor er sich wieder zornbebend der behundeten Frau widmet (deren Hund sichtlich verschüchtert daneben steht und auch nur glotzt – wie alle anderen Mitfahrenden auch). 

Das Video endet damit, dass der Neubundesbürger die junge Frau aus der Bahn tritt und ihr auf dem Bahnsteig noch „ein- zwei Backpfeifen“ mitgibt, bevor er strammen Schrittes seines Weges geht. Die Berliner Polizei, ängstlich bedacht, nicht unter Rassismusverdacht zu geraten, hat den Täter aus dem gambischen Partyvolk ermittelt. Dann hat sie ihn, weil sie ihn schon länger sozusagen nicht nur einschlägig, sondern sogar mehrschlägig persönlich kennt, auch gleich wieder auf freien Fußtritt gesetzt. Jeder sollte eine zweite, dritte, vierte und fünfte Chance haben. Seine Tat zu wiederholen. 

Außerdem hat die Berliner Polizei ihre Unzufriedenheit darüber geäußert, dass das Video verbreitet und ihr nicht als exklusives Fahndungsmaterial überlassen wurde. Das ist nämlich nicht in Ordnung, denn damit wurden die Persönlichkeitsrechte des ungehaltenen Herren verletzt und das kann ja auch niemand wollen. Am Ende heißt es dann wieder „soundso“ und die psychische Ausnahmesituation des vielfach einzelfälligen Prügelknaben findet in der Öffentlichkeit nicht die erforderliche wohlwollende und mitfühlende Würdigung. Und wer weiß? Vielleicht finden Täter, „Retter“ und Opfer demnächst im Traumabewältigungskurs wieder zusammen? Verzeihung ist schließlich ein hoher christlicher Wert. Oder sie sehen sich wieder in der S75. 

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
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Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
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Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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