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DDR 21

Thilo Schneider • Nov. 16, 2021

...und wenn es die DDR noch gäbe?

Tama66 auf pixabay
Manchmal ist es einfach ein Satz… Zum 9.11. schrieb ich auf Twitter: „Schade, dass es die DDR nicht mehr gibt, sonst könnte ich dahin auswandern (ein User schrieb dazu: „Müssen Sie nicht, die DDR ist zu Ihnen gekommen“ – aber das soll hier nicht das Thema sein).

Tatsächlich halte ich es jedoch für ein interessantes Gedankenexperiment, was wohl passiert wäre, wäre es eben nicht zur Wiedervereinigung gekommen. Daher ein Artikel des Zerr-Spiegels vom 11.11.2021 aus dem Parallel-Universum: 

„Das politische Verhältnis im Jahr 32 nach Mauerfall zwischen der Bundesrepublik und der DDR ist heute schlechter denn je. Zwischen Bonn und Berlin herrscht eine Atmosphäre, deren Kälte nur mit der zwischen den USA und der Sowjetunion Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts vergleichbar ist. In Bonn hat man den Bewohnern der DDR nicht verziehen, dass sie nach den drögen Merkel-Jahren ausgerechnet Björn Höcke zum neuen Volkskammerpräsidenten gewählt haben. 

Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, wenn Kanzler Guttenberg heute über Wirtschaftssanktionen gegen die DDR nachdenkt und sich sogar einzelne Stimmen melden, die die Widererrichtung von Grenzzäunen fordern – diesmal auf westdeutscher Seite. Allerdings verkennt die Bundesregierung damit die Notwendigkeit, mit der Angela Merkel 2015 die Grenzen für Flüchtlinge aus aller Herren Länder öffnete, um den Verlust für die in die Bundesrepublik abgewanderten Akademiker und Fachkräfte zu kompensieren. Und es ist auch dem Kabinett Höcke in Ostberlin klar, dass nur die weiterhin massiv sprudelnden Geldquellen des Westens den ostdeutschen Sozialstaat finanzieren können, erst recht, da es naturgemäß seine Zeit braucht, bis die insgesamt eine Million Neuankömmlinge auf dem notwendigen Bildungs- und Ingenieurstandard der DDR angekommen sind. Bis dahin muss deren Aufenthalt über die ostdeutschen Steuer- und Sozialkassen finanziert werden, die durch den „Brain-Drain“ der Besserverdienen in den Westen lange nicht mehr so gefüllt wie noch unter der Ära Gysi sind. 

Eine Kürzung oder gar Aussetzung der Aufbauhilfe Ost würde binnen kürzester Zeit zu einem Zusammenbrechen der endlich in Gang gekommenen Wirtschaft der DDR führen, das ist sowohl in Berlin als auch in Bonn bekannt. Daneben würde die Bundesregierung mit einer derartigen Maßnahme die Aufbauhilfe Ost als politisches Druckmittel gegen eine ihr unbotmäßig erscheinende, trotzdem aber demokratisch getroffene Entscheidung der DDR-Bürger für eine AfD-Regierung einsetzen. Ein Verhalten, wie man es sonst nur von Kolonialherren kennt. 

In Ost-Berlin sitzen Volkskammerpräsident Höcke und sein Kabinett sowieso bereits auf einem Pulverfass. Sollen sie doch zum einen die Flüchtlingskrise und Integrationsschwäche der DDR meistern, zum anderen aber genau diese Flüchtlingsströme künftig abwenden. Möglich wäre dies jedoch tatsächlich nur, wenn die nach Westdeutschland abgewanderte Jugend und Mittelschicht wieder zurückgeworben werden könnte – was wiederum nur dann ginge, wenn sich die Lebensverhältnisse in der DDR insgesamt wieder auf denen der Nachwendezeit einpegeln würden. 16 Jahre Merkel haben hier eine Schneise der Verwüstung zwischen Oder und Elbe hinterlassen. 

Die Regierung Höcke spielt somit ein doppeltes Spiel: Durch drakonische Maßnahmen wie „Flüchtlingshilfe nur in Form von Sachleistungen“ wie Essenspaketen versucht man in Ostberlin, die einst willkommen geheißenen „Neu-Hinzugekommenen“ nach Westdeutschland und in die hiesigen Sozialsysteme zu vergrämen, gleichzeitig soll eine riesige Anwerbewelle durch die Bonner Republik rollen, um die hier lebenden Bürger in den anderen deutschen Staat zu locken. 

Und tatsächlich: So utopisch, wie dies auf den ersten Blick scheint, ist diese Strategie nicht. Der Euro schwächelt, während die D-Mark Ostberlins mit einer überraschend stabilen Kaufkraft aufwarten kann. Die Entscheidungen der Regierungen Schröder und Lafontaine, die DDR aus dem Euroraum möglichst herauszuhalten, haben sich hier letztlich als positiv für die DDR herausgestellt, die damit gleichzeitig aus der Schuldenunion der EU herausgehalten wurde und im Grunde in finanzieller Hinsicht hauptsächlich Bonn gegenüber verpflichtet ist. Und selbst diese Verpflichtung muss nicht in den Elbsandstein gemeißelt sein: Schon glühen die Telefonleitungen zwischen Ost-Berlin und Peking und auch die arabischen Staaten scheinen nicht abgeneigt zu sein, die Wirtschaft der DDR mit Krediten und Investitionen zu stützen und erneut zu restrukturieren. Mag man derartige Versuche auch in Bonn belächeln - es kommt nicht von ungefähr, dass die Umsätze von BMW und Mercedes in Westdeutschland zurückgingen, seit VW in Zwickau eingestiegen ist und mit dem Trabant-Mercury und seinem Wasserstoff-Motor die gehobene Mittelklasse auch Westdeutschlands bedient. 

Allerdings hat Guttenberg Ost-Berlin auch noch nicht alle Folterwerkzeuge gezeigt: Die leichtsinnige und ohne jede politische Notwendigkeit hastige Abschaltung der Kern- und Kohlekraftwerke unter Merkel hat die DDR in die Abhängigkeit russischer Gas- und westdeutscher Atomstromlieferungen gezwungen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn Bonn Ost-Berlin buchstäblich den Saft abdreht.

Anlässlich des Mauerfalls wurde auf beiden Seiten des Berliner Grenzgrünstreifens gefeiert – die Frage bleibt, ob 1990 nicht doch eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten – bei allen Einwänden und Hindernissen, die es damals gab – die intelligentere Lösung gewesen wäre. Für die DDR wäre diese damals sicher sinnvoller gewesen, als das ewige Hängen am Tropf der westdeutschen Steuerzahler und dem Blick auf den stets moralisch erhobenen Bonner Zeigefinger. 

Auf Björn Höcke kommen im Palast der Republik harte Zeiten zu. Aber beim Hinausgehen summt er ein Lied.“ 

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
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Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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