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Böhmische Dörfer

Thilo Schneider • Aug. 10, 2019

...wo der Tscheche noch der Deutsche der 60er Jahre ist

Vor einigen Wochen schrieb ich einen kleinen launigen Artikel über ein (über die Ostsee) vor allem bei deutschen Grün*Innen beliebtes Land. Wenn Schweden der Traum eines jeden guten Fahrradfahrklimazeugenbürgers ist – dann ist Tschechien genau das Gegenteil. Ich war dieses Jahr in Beutetschechien, zu Zeiten des „Protektorats“ auch als „Westböhmen“ bekannt. Also nicht in Prag. Prag ist wie Peking: es hat irre viel Chinesen da. Westböhmen und speziell da das berühmt-berüchtigte „Bäderdreieck“ Franzensbad, Marienbad und Karlsbad, ist eine andere Hausnummer. Hier ist der Tscheche noch Tscheche und der Deutsche noch Heimatvertriebener.

Der Tscheche ist ja sozusagen der Erbe der Deutschen, leider musste er das Erbe aufgrund des klebrigen russischen Sozialismus ausschlagen und bis heute sind die Russen nie so ganz gegangen – zumindest nicht in Karlsbad, da den Russen die halbe und wirklich schöne Stadt gehört und russische Oligarchen sich da die architektonischen Filetstückchen geschnappt und wunderschön restauriert haben. Dazu aber später mehr – wenn ich Lust habe. Auf jeden Fall gibt es in den alten Bädern jede Menge Quellen, deren Output überall gleich nach Kupfer schmeckt, aber unterschiedliche Wärmegrade hat. Wer oxidiertes Wasser mag, ist in Karls-, Franzens- und Marienbad gut aufgehoben.

Wenn Schweden der Traum aller grünen Linksabbieger ist, ist Tschechien ihr Albtraum. Ich weiß nicht, wie es in Polen und Ungarn ist – aber die „Buntheit“ in Tschechien reduziert sich in Westböhmen auf deutsche und russische Touristen und bulgarische Kleinhändler, die da ihr Diebesgut zu günstigen Preisen an den Mann und die Frau bringen. Die hübsche neudeutsche Tradition der Shisha-Bars und Dönerbutzen konnten die Südslawen an den Grenzen des Böhmerwaldes bisher erfolgreich abwehren, das exotischste Gericht, dass ich in Karlsbad gesehen habe, waren Froschschenkel, die wohl dem einsamen französischen Pärchen geschuldet waren, das hinter mir am Bankautomaten ebenso um den offiziellen Euro-Wechselkurs wie ich beschissen wurde.

Der Tscheche an sich ist sehr lebensfroh, wenngleich er nicht dringend am Leben hängt. Der tschechische Staat hat seit der „samtenen Revolution“ die meisten Hauptstraßen und Autobahnen saniert und er hat sich auch dazu herabgelassen, ein paar Verkehrsschilder zu montieren, aber das war es dann auch schon. Der tschechische Staat lässt seine Bürger zumindest im Straßenverkehr so ziemlich machen, was sie wollen, da er nach den Sanierungen kein Geld mehr für Radarfallen hatte. Und so gilt zwar de jure, nicht aber de facto eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 90 km/h (außer auf Autobahnen, da sind es sinnloserweise 130 km/h), tschechische Autofahrer interpretieren augenscheinlich Schilder mit einer Zahl als Mindest- und nicht als Höchstgeschwindigkeit und so hetzt der Tscheche durch die böhmische Landschaft völlig ungehindert und wie Sau hindurch. Selbst hartgesottene Italiener bekommen bei den irrwitzigen Überholmanövern vor Kurven, Kuppen und Kreiseln Schnappatmung. Der Tscheche vertraut darauf, dass der entgegenkommende Skoda nicht von einem Tschechen besetzt ist und irgendwie – schlimmstenfalls an den nächsten Alleebaum – ausweichen wird. Fährt der Tscheche hingegen auf die Autobahn, verliert die Raserei ihren Reiz und er fährt stur unter der Höchstgeschwindigkeit. Aber wehe, er biegt dann auf eine Autobahnraststätte ein – da ist er dann wieder da, der tschechische Adrenalinjunkie.

Ich mutmaße, dass die Tschechen deswegen keine deutschen Landaufkäufer mehr wünschen, da diese mit ihrer Oberbelehrungsattitüde dem tschechischen Freiheitsdrang schlicht auf die Nerven gehen würden. Wer je Tschechen über eine rote Fußgängerampel im Vertrauen auf das Ausweichen (nicht Anhalten!) der Autofahrer hat hechten sehen, der versteht, was ich meine.

Leider ist dem Tschechen seine Lebensfreude, die er gerne mit Autos und Alkohol und beidem in Kombination auslebt, nicht anzusehen. Eine fast vokallose Sprache mit jeder Menge ´ und ` und ^ verhindert, dass der Tscheche sich anders als mit herunterhängenden Mundwinkeln verständigen kann, um die Tziczlaûte hervorzubringen, mit dênên er sczisch versczândigcz. Deswegen sieht der Tscheche immer etwas verdrießlich aus, so als hätte er soeben den Haustürschlüsczel in der Wohnung vergesczsen oder am Skôda würde das Motorwarnlämpchen wegen Überhitzung leuchten.

Damit wären wir schon beim Essen. In Tschechien wird alles gegessen, was vier Beine hat und kein Haustier ist, besonders gerne Schwein, Rind, Lamm und Wild. Denen reißt der Tscheche die Beine aus und serviert sie wahlweise mit Kartoffelbrei, Kartoffelklößen und Kartoffelkartoffeln. Dazu gibt es meist eine irre gute Soße, in der heimatliche Früchte wie Pflaumen, Brombeeren oder Äpfel schwimmen. Wer in Tschechien nicht satt wird, wird es nirgendwo und abseits der Tourifallen in Marienbad und Karlsbad gibt es hervorragende Lokalitäten, die zu den Tierbeinen die passenden Biere für weniger Geld als in einer deutschen Pizzeria servieren.

Nach und nach hübscht sich das tschechische Hinterland auf, so dass Tschechien insgesamt sehr idyllisch und wie um die Jahrhundertwende wirkt, da die tschechischen Kommunisten weit weniger Geld als ihre sächselnden Nachbarn hatten. Deswegen stehen auch nicht in jedem Kuhkaff hässliche Plattenbauten sozialistischer Kleinmannssucht, sondern die alten Gebäude und Ortsstrukturen sind noch so intakt wie zu der Zeit, als die deutschen Besitzer ihre Habseligkeiten auf Leiterwagen packten und nach Tirschenreuth flohen. Tatsächlich sind die böhmischen Dörfchen Horte der Gemütlichkeit, nur gelegentlich unterbrochen von einem tschechischen Autofahrer, der mit Hundert über die Dorfstraße brettert. Dann fliegen die Hühner, Enten und Gänse aufgeregt beiseite, um sich in der Staubwolke des Skodas wieder zu versammeln.

Ich gebe zu, ich liebe Tschechien. Die Menschen sind nett, frei, ungezwungen, offen und herzlich und Klimaschutz und Flüchtlinge und Gender und Weh und Ach und das Leid der Welt ihres westlichen Nachbarn sind ihnen scheißegal. Der Staat lässt sie in Ruhe ihren Schaff machen und quatscht nicht andauernd dazwischen. Was gut ist. Denn sofern die tschechischen Eliten keine russischen Panzer zur Hand haben, müssen sie immer damit rechnen, von den Tschechen aus dem Fenster gekippt zu werden. Du kannst den Tschechen mit allem kommen – nur nicht blöd und von oben herab. Ein Tscheche lässt sich nichts vorschreiben. Nicht von Kaisern, Königen, Nazis oder Kommunisten. Ein glückliches Volk, die Tschechen!

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
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