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Blick nach unten

Thilo Schneider • Aug. 13, 2019

...da, wo der Abgrund ist

Abgründe tendieren ja immer zu, zurückzuschauen, wenn man in sie hineinblickt. Reaktionen vieler Leser lassen mich derzeit überdenken, ob ich zu viel und zu lange in Abgründe gesehen habe. Ich hätte mich verändert, sei zorniger geworden, härter, einseitiger… Ich kann das schlecht beurteilen, denn jeder Mensch hat ja für sich einen blinden Fleck, um den er, selbst wenn er ihn vielleicht kennt, einen bewussten Bogen macht.

Es gab nicht nur Kritik, es gab auch aufmunternde Worte: „Mach das, was Du kannst. Bringe Menschen zum Lachen“. Ich hoffe, dass ich das kann und das würde ich mir auch wünschen, andererseits leben wir meiner Ansicht nach mittlerweile in Zeiten, in denen einem das Lachen langsam vergehen kann. Es ist nichts Lustiges an wahllosen Morden, sinnloser Gewalt, verheuchelter Gesundbeterei, schlichter Verleugnung, schlampiger Achtlosigkeit und schlichten Lügen. Ich finde es nicht lustig, wenn Musliminen Kopftücher abgerissen werden und ich finde es ebenfalls nicht lustig, wenn Juden in Deutschland wieder bespuckt werden. Wie will ich da etwas Lustiges dazu schreiben? Da macht sich bei mir blankes Entsetzen breit. Und ja – da werde ich zornig. Sehr zornig.

Ich war und bin immer stolz darauf gewesen, unabhängig zu sein. Ich kann schreiben, was ich will – es gibt keinen Chef, der mich anderntags zur Rede stellt und für den einen Kunden, der mich deshalb verlässt, gibt es einen anderen, der mich deshalb wählt. Tatsächlich halte ich mich für frei – nur: Was ist diese Freiheit wert, wenn sie andere verletzt? Ich bin in einem Land groß geworden, das sich ganz offiziell „Meinungsfreiheit“ auf die Fahne geschrieben hat – mit ein Grund, warum aus der BRD nicht DDR wurde, sondern umgekehrt. Meinungsfreiheit bedingt aber nicht, dass es nicht Gegenmeinungen geben darf, sonst ist das eben keine Meinungsfreiheit. Der demokratische Streit gehört zum Wettbewerb. Nur gilt es ja mittlerweile ebenfalls als „Ausdruck der Meinungsfreiheit“, Menschen mit anderer Meinung an Hab und Gut und Gesundheit oder in der Existenz zu schädigen, sei es nun ein Linken- oder ein AfD-Abgeordneter. Ist das noch witzig? Nein, ist es nicht. Gab es das „schon immer“? Mag sein, dass es das in den Unterschichtbehausungen von Duisburg gab, hier in der Provinz würde ich diese Frage eher mit „Nein“ beantworten.

Soll ich es also lassen? Soll ich lieber den Mund halten? Soll ich lieber wieder „back to the roots“ zu harmlosen Satiren gehen? Alleine schon wegen meines Seelenheils und den Anfeindungen, denen ich mich automatisch aussetze, wenn ich mich politisch äußere? Soll ich schweigen, wenn ich offensichtliches Unrecht sehe, Ungleichbehandlung, wenn ich plötzlich gezwungen bin, mein „Zusammenleben“ mit Leuten auszuhandeln, die meine Definition von Zusammenleben gar nicht verstehen und da so ihre eigenen Vorstellungen haben, was das Aushandeln von Konflikten und die Wahl der zur Verfügung stehenden Waffen angeht? Lieber nichts sagen? Lieber weg ducken? Dinge als gegeben, frei nach dem Motto „nun, es ist eben so“ hinnehmen? Vielleicht. Vielleicht wäre das gesünder für Geist und Körper und soziales Standing. Ich befürchte nur, dass ich damit all das verrate, an das ich glaube: Dass der Mensch im Grunde gut ist und niemand etwas Böses will. Deswegen habe ich ja auch ein Schloß an der Türe. 99,99999%, die an meinem Haus vorbeilaufen, kämen im Traum nicht auf die Idee, einfach herein zu latschen und sich Dinge mitzunehmen, die ihnen nicht gehören. Es geht hier nur um die 0,000001%, die hier zu fremdem Eigentum eine etwas entspanntere Einstellung als ich haben.

Darf ich also kritisiert werden? Ja natürlich. Darf ich selbst auch kritisieren? Schon – ich muss nur das Echo aushalten können. Die Frage ist, wie weit dieses Echo gehen darf. Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich mit der AfD nichts am Hut habe, wenngleich ich keine Berührungsängste habe. Die habe ich mit der Antifa ja auch nicht. Aber eines muss man den AfD-Leuten lassen: Mut haben sie. Sich jeden Tag von allen Seiten mindestens beschimpfen zu lassen – dazu gehören ab irgendeinem Punkt schon Eier. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass Änderungen nur aus der gesellschaftlichen Mitte kommen können und zwangsläufig sogar müssen, wenn es nicht Mord und Totschlag geben soll. Daran schließt sich aber dann die nächste Frage an: Wo isse denn, die gesellschaftliche Mitte? Ist sie da, wo für unbegrenzte Zuwanderung regelrecht geworben wird? Da, wo jeder Angst vor dem Wetterbericht hat, weil es 30 Grad heiß werden wird? Ist sie dort, wo im Kinderzimmer ein Greta-Poster hängt? Oder verläuft sie da, wo alles egal ist?

Ich bin, um in den Schubladen zu bleiben, rechts. Ich finde Deutschland schön und ich würde gerne eine freie Gesellschaft erhalten, in der nicht zählt, wer Dein Vater ist, sondern nur das, was Du selbst leistest. Ich bin in einer solchen liberalen Gesellschaft groß geworden und die würde ich gerne bewahren, erhalten, oder eben „konservieren“. Und diese Freiheit sehe ich im höchsten Masse bedroht. Soll ich da den Mund, respektive den Stift halten, weil ich Applaus von der „falschen Seite“ erhalten könnte? Stressfreier lebt es sich sicher in der Stromlinienform. Und wenn die Mehrheit der Bürger eben unbegrenzte Zuwanderung, Enteignungen, Verbote und sehr dringende Steuererhöhungen haben will – macht es dann überhaupt Sinn, sich dem entgegenzustellen? Zu welchem Zweck denn? Nur, um sich beschimpfen zu lassen?

Andererseits ist es ja genau dieses Wegducken, das zu einem Dritten Reich und den damit verbundenen Schandtaten geführt hat. Ich will aber auch nicht an einem Vierten Reich beteiligt sein – ebenso wenig wie an einer Deutschen sozialistischen Republik oder einem Deutschen islamischen Staat. Aber auch hier: Was ist der richtige Weg?

Vielleicht habe ich wirklich zu lange in den Abgrund gesehen und es wird Zeit, den Blick abzuwenden und eben einfach hinzunehmen. Es wird sich schon alles irgendwie richten und wer sich ´raushält, heult schon einmal nicht mit der Meute – welche Farben diese Meute auch immer haben mag. Im Grunde kann es mir eh egal sein. Es geht ja um so gut wie nichts mehr. Und ich will mir selbst im Spiegel ja auch noch in die Augen sehen können. Lasst uns gute Witze erzählen, die gehen immer. Und die Ostfriesen beschweren sich ja auch nicht.

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
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Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
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