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Welcher Weg ist das Ziel?

Thilo Schneider • Mai 08, 2020

Palmer und der Zielkonflikt

Bild von Larisa Koshkina auf Pixabay
So! Jetzt reicht es den Grünenden aber endlösungsgültig mit Boris Palmer (im Fachjargon: „dem liberalen Drecksack“). Der Grünen-Fraktionschef im Tübinger Gemeinderat möchte nicht, dass Palmer zur nächsten Oberprüglerwahl 2022 in Tübingen noch einmal antritt. Zumindest nicht für die Grünenden. Und auch Deutschlands berühmtestem Parkettbügler und Wuschelkopf Robert „the brain“ Habecks „Geduld ist erschöpft“. 

Was war denn jetzt schon wieder passiert? Boris Palmer sagte im Frühstücksfernsehen ganz brutal: „Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“ Hat er gesagt. Jawohl. Und dann hat er noch einen draufgesetzt, der Palmer Boris. Er meinte, der „Armutsschock, den der weltweite wirtschaftliche Shutdown auslöst, bringe nach Einschätzung der UN Millionen Kinder ums Leben.“ Gemacht wurde von medialer Seite dann daraus: „Palmer grenzt Alte aus“. Und das war die nette Version. Von „Euthanasie“ war selbstunverständlich auch die Rede und von einem Angriff Palmers auf die Menschenwürde. LaOlagleiche Empörungswellen schwappten durch die Republik, dabei hatte Palmer nichts anderes als einen Zielkonflikt benannt. 

Wie immer sind Medien und Politiker wenig geneigt, einander zuzuhören. Auf jemanden einzutreten macht allerdings auch mehr Spaß, als auf ihn einzugehen. Ich versuche dennoch, Palmers Gedankengang zu erläutern und zu simplifizieren und es in einem Satz einzudampfen: Macht es Sinn, die komplette Weltwirtschaft an die Wand zu fahren, um manchen Menschen ein ein- oder zwei Jahre längeres Leben zu ermöglichen, wenn diese Maßnahme andere Menschen zwanzig oder vierzig oder sechzig Jahre Lebenszeit kostet?

Ich persönlich finde, dass diese Frage durchaus berechtigt ist und nicht nur gestellt werden darf, sondern sogar gestellt werden muss. Würden wir die Coronabeschränkungen dann lockern oder aufheben, wenn die Selbstmordrate die der Coronatoten übersteigt? Palmer wurde „Herzlosigkeit“ vorgeworfen, aber Mathematik und Logik sind nun einmal herzlos, das beißt die Maus keinen Lebensfaden ab. Matheschulaufgaben orientieren sich am Ergebnis und nicht daran, was das Ergebnis gefühlsmäßig mit dem Schüler macht. Ich weiß, ich habe gut reden, ich bin ja keine 85 Jahre alt. Noch nicht. Und wahrscheinlich denke ich anders, falls ich es schaffe, 85 Jahre alt zu werden. In diesem Falle würde ich mir selbst allerdings freiwillig eine Quarantäne auferlegen, wenn draußen nur noch Verseuchte herumlaufen. Oder, falls ich es selbst nicht mehr entscheiden kann, mir eine Person wünschen, die das zu meinem Besten entscheidet. In meiner eigenen Patientenverfügung habe ich mich gegen „lebenserhaltende Maßnahmen um jeden Preis“ entschieden. Es wäre nur nett, wenn ich dereinst keine Schmerzen hätte.

Sauber und ethisch schön hört es sich natürlich an, dass „jedes Leben erhaltenswert ist“. Wer wollte das auch in Frage stellen? Diesem Satz kann mit Sicherheit jeder zustimmen. Aber natürlich darf es auch Ausnahmen geben: Ich glaube, die Welt ist ohne Julius Streicher oder Osama bin Laden besser dran. Das Ganze ist doch das Dilemma des „Tyrannenmords“. Wäre es legitim gewesen, Hitler zu töten, wenn dadurch der Holocaust oder der Zweite Weltkrieg verhindert worden wären? Ja? Wie war das gerade? Ist eben nicht „jedes Leben erhaltenswert“? Da ist er, der Zielkonflikt: Wirkt das Leben eines 85-jährigen schwerer als das von zehn Zehnjährigen? Oder umgekehrt: Sind zehn afrikanische Kinder mehr wert als ein deutscher Rentner im hohen Alter mit einer Latte Vorerkrankungen? Die Aussage Palmers lässt sich durchaus hin und her drehen – wenn man böswillig ist. 

Ich glaube, Palmer wird nicht zum Vorwurf gemacht, dass er die entsprechende Aussage getätigt hat. Vielmehr gilt der Vorwurf der Tatsache, dass er die Frage überhaupt aufgeworfen und so die agierenden Politiker in ihrer Behaglichkeit gestört hat. Denn tatsächlich begeht Palmer, wenn er ihn denn begeht, einen viel schlimmeren Tabubruch: Er redet darüber, dass Menschen sterben. Und das werden wir nun einmal und dereinst alle müssen, egal, ob Raucher oder Fahrradfahrer. Wir reden in diesem einen Fall nie über das „ob“, sondern nur über das „wann“. Bestenfalls noch das „wie“. 
Es ist nun einmal ein unumstößlicher Fakt, dass wir alle sterblich sind. Und die allermeisten Menschen sterben an Altersschwäche oder den damit einhergehenden Krankheiten. Wir haben nur den Tod aus unserer Gesellschaft verbannt und nehmen ihn möglichst nicht mehr zur Kenntnis. Palmer hat tatsächlich den Tod aus dem Vergessen gerissen. Und dann wird der Tod eben zur „Preisfrage“. 
Natürlich sollten wir als Gesellschaft darüber nachdenken, bis wann eine Herztransplantation noch sinnvoll ist. Und da würde ich eine 30-jährigen Familienvater durchaus im Vorteil gegenüber einem 90-jährigen Pflegefall sehen. Erst recht, wenn ich als Arzt nur ein Herz zur Transplantation zur Verfügung hätte und danach im wahrsten Wortsinne herzlos bin. Ich glaube, die Entscheidung fiele mir leicht… Selbst, wenn der 90-Jährige mein Vater wäre. Und so haben wir eben nur eine Weltwirtschaft, die 8 Milliarden Menschen ernähren muss, die ist nun einmal unser Herz. Das Herz der Menschheit. Ob uns das gefällt oder nicht gefällt, ist gar nicht die Frage. Es ist eben so. Wenn wir diese Wirtschaft ausknipsen, um Alte zu schützen, die wir nicht einmal gefragt haben, ob sie denn geschützt werden wollen, welchen ethisch-moralischen Preis sind wir bereit, dafür zu zahlen? Welche „hässlichen Bilder“ können wir ertragen und welche Bilder sind „hässlicher“? Wem nutzen oder schaden wir dabei auf lange Sicht? 

Und genau aus diesen Fragen lässt sich auch mir ein veritabler Strick drehen: Böswillig und auf die Spitze getrieben, könnte man mir unterstellen, ich spräche mich verklausuliert dafür aus, Menschen ab einem Alter X einfach töten zu wollen, wenn es den Jüngeren nützt. So schnell wären wir dann im Jahre 2022 und bei „Soylent Green“.    

Dabei meinten es weder Palmer noch ich so. Im Grunde geht es darum: In welcher Welt wollen wir leben – und sterben? Und wer zahlt welchen Preis dafür? Denn wenn wir nicht über exakt diesen Punkt diskutieren, dann sterben letztlich sowohl die Jungen als auch die Alten früher und schneller. Ist es das, was wir dann unter „ethischer Gerechtigkeit“ verstehen? Die Problematik nicht sehen zu wollen, ist auf jeden Fall bequemer. Solange es einen nicht selbst betrifft. 

Ich habe, ebenso wie Palmer, der Papst und sogar meine Mutter, keine Lösung anzubieten. Ich weiß nicht, was richtig oder falsch ist. Ich kann nur versuchen, mir anhand der Diskussion über das Thema eine Meinung zu bilden. Dazu muss aber eine Diskussion überhaupt erst einmal stattfinden. Und das hat Palmer leichtsinnigerweise versucht. 

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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