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Unsere unliebe Frau

Thilo Schneider • Apr. 18, 2019

Ne pas votre Dame

Wir alle wurden gestern Zeuge eines geschichtlichen Ereignisses, das einst als „der große Brand von Notre Dame“ in den Geschichtsbüchern stehen wird. Ich gebe gerne zu, dass mich, obwohl ich Atheist bin, dieser Brand ziemlich mitgenommen und beschäftigt hat. Nicht alleine wegen des Brandes, jeden Tag brennen irgendwo Gebäude und Häuser, sondern wegen des Brandes exakt dieses Gebäudes. Und wegen der Reaktionen darauf. Und ich frage mich, warum das so ist. Warum ich so „gestrickt“ bin, dass mich der Brand einer Kirche derart bewegt.

Weil es eben nicht nur eine X-beliebige Kirche ist. Weil es Notre Dame ist. Weil es eine Kirche ist, die über 150 Jahre gebaut wurde, eine Kirche, die 800 Jahre überdauert hat. Weil Notre Dame nicht nur ein Wahrzeichen von Paris, sondern ein Symbol für das christliche Abendland ist.

Im Leben von Menschen gibt es Konstanten und unverrückbare Wahrheiten: Eltern sterben nicht. Kinder sterben nicht. In Istanbul/Konstantinopel/Byzanz steht die Hagia Sophia. In London steht Westminster Abbey. In Paris steht Notre Dame. Und Eltern und Kinder sterben doch. Das ist der Lauf des Lebens. In Paris steht trotzdem Notre Dame. 800 Jahre, das sind 32 Generationen, die dort auf die Seine herunterblicken. Egal, welche Kriege und Revolutionen es gab, welche Stürme, Unwetter, Überschwemmungen und Krankheiten Paris erleiden musste, welche Schändungen dieses Haus hat über sich ergehen lassen müssen, wie viele Menschen darin getauft oder ausgesegnet wurden, wie viele Könige und Kaiser hier gekrönt wurden, in aller Pracht und allem Elend, Notre Dame hat alles gesehen. Und steht immer noch. Und ist trotzdem nicht für die Ewigkeit. Und selbst in 1.000 Jahren werden die Grundmauern noch sein, wenn Notre Dame tatsächlich eines Tages im Lauf der Zeit fällt.

Millionen von Menschen haben Notre Dame von innen gesehen, wissen, wie Notre Dame riecht. Noch mehr Millionen Menschen haben Notre Dame von außen gesehen und würde man einen x-beliebigen Menschen nach den drei Wahrzeichen von Paris fragen – Notre Dame wäre mit Sicherheit dabei. Deswegen heißt es ja „Weltkulturerbe“. Und weder Napoleon, noch Blücher, noch die Nazis haben sich getraut, diese Kirche zu vernichten. In dem Wissen, was dieses Bauwerk bedeutet und welches Symbol es ist. Notre Dame ist nicht nur Frankreich – es ist Europa, ist das christliche Abendland. Dafür steht dieses Bauwerk, an dem hunderte Architekten, Statiker und Handwerker seit 800 Jahren arbeiten und das mit einfachsten Mitteln in den Himmel gezogen wurde.

Umso mehr macht es mich betroffen und wütend, wenn ich Kommentare im Stil von „ist doch nur ein Gebäude, das gebrannt hat“ lesen muss. Als wäre Notre Dame eine beschissene Turnhalle in Prollhausen. Wenn das nur ein Einzelkommentar gewesen wäre – geschenkt. Aber es gab auf allen Kanälen ganz viele solcher Kommentare zu lesen. Wie dumm und armselig und ungebildet muss eigentlich jemand sein, für den Notre Dame „nur ein Gebäude“ ist? Wie wenig weiß ein solcher Kommentator vom Leben? Von dem, was „uns“ ausmachen sollte? Ist für diese Menschen Mohammed „auch nur so ein Typ“ und Hiroshima „auch nur so eine Explosion“?

„Die Partei Oberbayern“ hat sich auf ihrer Facebook-Seite vor Lachen gar nicht mehr eingekriegt. Witzigwitzig, der Brand von Notre Dame. Mal im Ernst: Wenn das der Partei-Humor ist, dann lese ich lieber die Toilettensprüche in einem Bahnhofsklo. Die sind gehaltvoller.

Hübsch auch die Kommentare auf Al Jazeera. Von 2.400 Reaktionen sind 1.752 „Likes“ und 308 „Hihihis“. Ein ähnliches Bild fand sich vor den Putzkolonnen auch auf Bild, der FAZ und der Welt. Kommentare, die von „geschieht Euch recht“ über „an die Menschen im Mittelmeer denkt keiner“ bis hin zu „nach dem Tempelberg fragt auch niemand“ reichten. Hier wurden unheimlich viel Rotz und Häme ausgegossen. Von, hier darf ich es sagen, Barbaren, die hier nie heimisch geworden sind und nie heimisch werden. Weil sie unsere Kultur, oder überhaupt menschliche Kultur, nicht verstanden haben und je verstehen werden. Und von den üblichen Appeasern, die allem Applaus spenden, solange es nur ein hübscher Kackhaufen im eigenen Wohnzimmer ist. Wozu brauchen wir das noch einmal gleich dringend in Europa?

Natürlich gibt es dann auch die anderen Bekloppten: Die, die dringend einen Anschlag vermuten. Kann ja gar nicht anders sein. Macron will von den Gelbwesten ablenken und hat Notre Dame angezündet, der IS hat Notre Dame angezündet, die Front Nationale hat Notre Dame angezündet, die Reptiloiden von Beteigeuze haben Notre Dame angezündet. Keine schwachsinnige Theorie ist abartig genug, als dass es die „schon-immer-gewusst-Habenden“ nicht schon immer gewusst hätten. Nostradamus statt Notre Dame.

Und ich lese die Krämerseelen: „Macron will Notre Dame wieder aufbauen, wahrscheinlich hat ihm Merkel schon einen Scheck geschickt“. Diesen dämlichen Erbsenzählern rufe ich an dieser Stelle zu: Wenn es je eine sinnvolle Verwendung von Steuergeldern gab, dann diese. Da zahle ich gerne. Viel lieber jedenfalls als für gendergerechte Toiletten in Berlin oder Barbaren aus dem Morgenlande, die hier zwar weder säen, noch ernten und hier trotzdem am Schnaufen gehalten werden und mir dafür auch noch fröhlich ins Gesicht spucken. Und ja – ich würde auch den gleichen Betrag befürworten, hätten die Hagia Sophia oder die Blaue Moschee gebrannt. „Weltkulturerbe“. Es hat einen Grund, warum das so heißt, Ihr Schwachköpfe. Und ich finde schon, dass es einen sehr großen Unterschied macht, ob meine Enkel einst die Turnhalle von Prolllhausen oder die Notre Dame besichtigen können.

Der Brand von Notre Dame führt uns nicht nur vor Augen, dass nichts – aber auch gar nichts – für die Ewigkeit ist. Dass alles zerbrechlich ist und zerbrochen werden kann. Er zeigt uns auch den Grad der Verrohung, Verdummung und Barbarisierung eines großen Teils der Bevölkerung dieses kleinen Kontinents. Die eigentlich keine Notre Dame, keinen Eiffelturm und keinen Arc de Triomphe verdient hat, sondern lediglich Szenekneipen für die jeweilige Peer-Group.

800 Jahre hat die Kathedrale gestanden. 800 Jahre überdauert. Bis, nach bisherigem Stand, irgendein Hein Blöd nicht so richtig ordentlich gearbeitet und sie halb abgefackelt hat. Ich wüsste gerne, wie der sich heute fühlt. Oder lieber doch nicht.

Notre Dame wird wieder auferstehen. Nicht mehr so, wie sie war, sondern anders, verändert. Ich traue den Franzosen zu, den verbrannten Dachstuhl durch ein modernes Glasdach oder eine Betonkuppel zu ersetzen. Aber die alte Dame wird die Narbe so oder so gelassen tragen. Auch eine Notre Dame bewegt sich im Fluss der Zeit. Bei aller Trauer bin ich doch froh, dass sie weiterhin auf der Ile de la Cité über Paris, Frankreich und Europa wachen wird. Alors.


von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
10 Dez., 2022
Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
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