Blog Post

blogger

Noten für den Präsidenten

Thilo Schneider • Okt. 21, 2019

Die Subtilität der Diplomatie


Ich bin vielleicht versaut, weil ich zu viele Bücher gelesen habe. Unter anderem die diplomatischen Schriftwechsel von Talleyrand, Metternich oder Bismarck, aber auch, was sich Annette von Droste-Hülshoff so mit ihren Korrespondenzpartnern schrieb oder die berühmten Stalin-Noten, die damals zur Abwechslung einmal nicht auf der Stalin-Orgel gesielt wurden. Selbst die Kriegserklärung Englands vom 3.9.1939 an Deutschland nebst Ultimatum, seine Truppen auf deutsches Territorium zurückzuziehen, war in sehr sachlichem und höflichem Ton abgefasst. Diplomatie eben. Also so, wie sie sich ein Laie wie ich vorstellt.

Aus. ´rum. Vorbei.

Da schreibt tatsächlich der Präsident der Vereinigten Staaten, der ehrenwerte Donald Trump, an den ehrenwerten Präsidenten der Vereinigten türkischen Emirate Erdogan (frei übersetzt): 

„Lassen Sie uns einen guten Deal machen. Sie wollen nicht für die Schlachterei an Tausenden von Leuten verantwortlich sein und ich will nicht für die Zerstörung der türkischen Wirtschaft verantwortlich sein – und das werde ich. Eine kleine Kostprobe habe ich Ihnen ja bezüglich Pastor Brunson schon gegeben. 
Ich habe hart gearbeitet, um einige Ihrer Probleme zu lösen. Lassen Sie die Welt nicht im Stich. Sie können ein großartiges Geschäft machen! General Mazloum ist bereit, mit Ihnen zu verhandeln und er ist bereit, Zugeständnisse wie noch nie vorher zu machen. Ich habe mit der Bitte um Vertraulichkeit eine Kopie seines Briefes an mich beigelegt, eben erst erhalten. 
Wenn Sie diese Sache auf richtigem und humanem Weg regeln, wird die Geschichte einst günstig auf Sie herablächeln. Sie wird auf Sie als Teufel herabsehen, wenn die guten Sachen nicht passieren. Seien Sie kein harter Hund. Seien Sie kein Narr. 
Ich rufe Sie nachher an. Herzlich Donald Trump“ 

Tja. Sah man je feinfühligere und sensiblere Worte in einem Verkaufsgespräch? Ich meine: ja. Wäre ich nun der geliebte Präsident des türkischen Volkes und hätte soeben meine Kriegshunde von der Panzerkette gelassen – ich hätte laut gelacht und den Brief in der Rundablage entsorgt. Was der GröPaZ dann ja auch getan hat. Gut, Donald Trump ist jetzt nicht gerade für filigrane Formulierungen bekannt, jeder Twitter-User weiß das – aber so soll im Jahr 2019 Hochdiplomatie funktionieren?

Was schreibt da Angela Merkel?
"Sorry, Recep, aber so läuft das nicht. Wir haben Dir die alten Panzer für den Fall geliefert, dass die Russkis angreifen, doch nicht dafür, dass Du Unfug in Syrien machst. Kannst Du Dir ansatzweise vorstellen, was hier in meinem Land derzeit los ist? Interessiert Dich das überhaupt? Bitte sei mir nicht böse, aber unter diesen Umständen können wir derzeit keine Waffen an Dich liefern. Gruß und Kuss, Deine Angela Merkel"

Und was schreibt ein Erdogan dann zurück?
"Liebe Angela, hast Du den Baum am Brennen? Ich habe hier rund vier Millionen Syrer hocken, davon die Hälfte vom IS, die alle ganz scharf darauf sind, in Deutschland zu arbeiten. An Deiner Stelle würde ich den Ball ganz flach halten, sonst geht hier mal fix die Zellentüre auf und die machen sich auf den Weg. Das wird nicht lustig, das kann ich Dir versprechen. Und da habe ich noch gar keine Anstalten gemacht, vor meinen geliebten türkischen Landsleuten in Deutschland zu reden. Da geht bei Euch da oben dann richtig die Luzie ab. Überlege Dir das also noch einmal mit den Waffen. Habt Ihr noch ein paar Schützenpanzer, die ich brauchen könnte? Her damit, aber zackig! Recep"

Und – was schreibt wohl Putin?
"Die Regierung der Russischen Föderation weist Eure Exzellenz darauf hin, dass jedwede Beschädigung an russischem Material oder russischem Militär- und Zivilpersonal seitens der Regierung der Russischen Föderation als feindseliger Akt aufgefasst werden wird. Die Regierung der Russischen Föderation behält sich für diesen Fall wirtschaftliche und/oder militärische Sanktionen ausdrücklich vor und warnt Eure Exzellenz vor unüberlegten Schritten. Die Regierung der Russischen Föderation missbilligt die Aktionen Eurer Exzellenz und verurteilt diese auf das Schärfste. Ferner weist die Regierung der Russischen Föderation darauf hin, dass Euer Exzellenz einen nicht durch die NATO-Statuten gedeckten Angriffskrieg führt und sich Euer Exzellenz bei entsprechenden Gegenmaßnahmen somit nicht auf den sogenannten Bündnis-Fall beziehen kann. Daneben stellt der Einmarsch der Truppen Eurer Exzellenz einen Eingriff in die Rechte eines souveränen Drittstaates ohne Kriegserklärung dar. Die Regierung der Russischen Föderation fordert daher die peinlich genaue Einhaltung von entsprechend getroffenen Absprachen im Bezug auf den Einmarsch der Truppen Eurer Exzellenz. Hochachtungsvoll Vladimir Putin"

Und nun zur Stil- und Quizfrage: Welchen Brief würden Sie als Präsident aller Präsidenten ernst nehmen?

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
10 Dez., 2022
Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
Weitere Beiträge
Share by: