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In der allerersten Reihe...

Thilo Schneider • Mai 25, 2021

Was es nicht alles nicht gibt...

Bild von Lothar Dieterich auf Pixabay
Es war der Freitagabend vor Pfingsten, kurz bevor Uthred Bebanburg stürmen wollte, als sich mein treuer Phillips-Fernseher mit einem traurigen leisen *zirp* in den Himmel der Elektrogeräte verabschiedete und das Bild in sich zusammenfaltete. Eine kleine Weile noch hörte ich Gebrüll und Schlachtenlärm, aber ohne Blut und Gedärme zu sehen, macht so ein Hörspiel einer mittelalterlichen Schlacht nicht wirklich richtig Spaß.

Gut, der Philipps hatte seinen Dienst getan und durchaus das Recht, kaputt zu gehen und so fand ich mich am nächsten Morgen in der Elektrogerätefeinkostabteilung einer bekannten Medienkette wieder und betrachtete auf acht Fernsehern Karl Lauterbach, was ansich schon schlimm genug war.

Es dauerte auch nicht lange und ein etwas untersetzter Berater mit einem flaumigen Oberlippenbärtchen, der ausweislich seines Etiketts auf dem Kittel „Soest“ hieß , näherte sich mir in eindeutiger Absicht. „Guten Tag, kann man Ihnen helfen?“, fragte er freundlich. „Ich hoffe es“, gab ich zurück, „ich hätte gerne einen Swimmingpool“. Herr Soest kicherte und deutete auf einen kleinen Fernseher, in dem ein Kaminfeuer prasselte. „Ich kann auf eine Schwimmbadwerbung umschalten, wenn Sie möchten“, bot er grinsend an.

Okay, wir teilten den gleichen Humor. „Tatsächlich suche ich natürlich einen Fernseher.“, erläuterte ich. „Und an was haben Sie da genau gedacht?“, begann Herr Soest die Bedarfsermittlung. „Ich wollte einen, der mir so Bilder zeigt, Filme und so. Darf ruhig ein bisschen größer sein, wir haben Platz auf dem Lowboard“, konkretisierte ich, nicht ganz ohne Stolz, mein Anliegen.

Herr Soest legte die Stirne ein klein wenig in Falten: „ Wir haben hier jede Menge 68-Zöller, die kriegen Sie auch Curved mit Bild im Bild, Ton in Ton, in DD, HD, Farbe, Plasmaoberfläche mit hintergrundgebeiztem Akazienholz mit Dreh-Kipp-Funktion und Surround-Anschluss für zwei Warp-Triebwerke und Tarnfunktion, es kommt eben darauf an, was Sie damit machen wollen!“

Spontan fiel mir „Pornos gucken“ ein, aber das wollte ich Herrn Soest nicht auf die fleischige Nase binden, obwohl es mir schien, dass er mich auch hierzu gut beraten könnte. „Ich will einen Media-Receiver, einen Bluetooth-Player, mein Tablet, eine X-Box und - glauben Sie es oder nicht - einen antiken Videorecorder mit Scart-Anschluss dranhängen“, erklärte ich. „Und Telefaxe? Wollen Sie auch Telefaxe empfangen?“, fragte Herr Soest. „Echt? Geht das?“, fragte ich zurück. Herr Soest lachte. Natürlich nicht, war ein Spaß“, klärte er mich auf und wir beide lachten. Er lauter als ich.

Herr Soest berührte mich leicht am rechten Ellbogen und wies mit der rechten Hand auf ein gar prächtig Exemplar in der Größe des Grünewald-Altars am Ende des Ganges. „Das hier ist unser Jupiter 2020“ stellte er mit einem leichten Anflug von Verkäuferstolz einen Fernseher vor, der selbst für die Brücke der Enterprise zu groß gewesen wäre und jede Pore eines Klingonen hochauflösend auf meinen Kommandosessel geholt hätte. „Kann er 3-D?, fragte ich beeindruckt. Herr Soest sah mich an wie eine Mutter ihr zurückgebliebenes Kind: „Nicht nur 3-D, auch 4-D. Dieser Fernseher hat einen Geruchssensor. Sie füllen drei Grundgerüche oben in die Ampullen und daraus mischt der Jupiter dann die Gerüche passend zur Sendung. Warten Sie mal...“ Und dann drückte er auf der Fernbedingung die „Smell“-Taste und sofort roch ich Leder, Old Spice und Altmännerschweiß. „Was ist das für ein Geruch?“ fragte ich entsetzt. „Karl Lauterbach bei Maischberger“, sagte Herr Soest trocken. „Boah, das ist eklig“, bemerkte ich und Herr Soest schaltete sofort. Und zwar um. Auf eine Kochshow. Und mir stieg der Duft eines Steaks mit Rosmarin und Prinzessinenkartoffeln in die Nase. „Besser?“, fragte er grinsend

Ja. Sehr viel besser! „Sehr viel besser“, bestätigte ich ihn und sandte mit dem Satz: „Was soll dieses Spitzenprodukt südkoreanischer Hochtechnologie denn kosten?“ ein eindeutiges Kaufsignal.
„Oh, den haben wir im Sonderangebot“, sagte Herr Soest und nannte mir den Preis eines Autos der sehr gehobenen Mittelklasse. Ich war hin und her gerissen. Autofahren oder Fernsehen...

„Kann er Netflix?“, wollte ich wissen. Herr Soest nickte: „Kann er.“ „Gut, dann gehen Sie mal bitte ins Menue und suchen Sie die Uthred-Saga, Folge „Uthred erobert Bebanburg“, forderte ich ihn auf. Herr Soest drückte ein paar Knöpfe und wir waren mitten in der Schlacht. Es wurde gebrüllt und geschrien, es roch nach Blut, Schweiß, Gedärm, Rauch, Scheisse und Erbrochenem und ich verspürte sofort Brechreiz. „Na? Ganz schön realistisch, gell?“, grinste Herr Soest.

Oh ja. Das war es. Sehr hübsch. Ich schluckte meinen eigenen flauen Mageninhalt tapfer hinunter und entschied mich spontan für das kleine, aber feine Modell Venus. Das roch zwar nicht, legte aber über alle Bilder einen Weichfilter und kostete auch nur den Gegenwert eines Elektrofahrrads.

Dafür aber sieht Karl Lauterbach jetzt sexy aus und - was soll ich sagen? - ich habe mich dank Venus in Renate Künast verliebt, das scharfe unscharfe Teil.

Danke Herr Soest, danke Media-Kette und Danke südkoreanische Fernsehbauer. Mein Leben hat wieder einen Sinn. Und einen Fernseher.
von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
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Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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