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Drohung 2019

Thilo Schneider • Nov. 25, 2019

Die Sprache ist mächtiger als das Schwert - manchmal jedenfalls...


Neulich wollten der Schatz und ich zum Einkaufen fahren, da unser Kühlschrank weniger Inhalt hatte als eine Regierungserklärung von Angela Merkel. Also haben wir uns in den Renno geschwungen und sind, wie die anderen Lemminge, zum Lidl auf den Parkplatz gefahren. Ich habe auch gleich einen passenden Parkplatz für das Dickschiff gefunden und wollte gerade einparken, als hinter mir ein Corsa des Parkwegs kam und in die Lücke einfuhr. Es war ein Glück, dass ich noch kein Gas gegeben hatte, ich hätte den Corsa wie eine Papiertüte zusammengeknüllt. 

„Reg Dich nicht...“, wollte der Schatz sagen, aber da war ich schon abgeschnallt und zur Türe raus und habe das „auf“ schon gar nicht mehr gehört. Zornig stapfte ich zu dem elenden Parkplatzdieb, der eben aus dem Corsa kletterte, aus der Beifahrertüre schälte sich irgendeine ungekämmte Uschi mit Nasenpircing. Er schien sich seiner Schuld bewusst und sagte: „Sorry, aber wir haben es eilig“. Nun, das war verständlich, allerdings glaubte ich nicht, dass mir ein Richter das als strafmildernd würde durchgehen lassen, wenn ich den bärtigen Hobbit mit seiner lächerlichen Schildmütze jetzt gleich auf der Stelle niederstrecken würde. „Ja, wenn Sie es eilig hatten – verstehe ich, dass Sie den getötet haben, hätte jeder so gemacht und außerdem heißt es im Strafgesetzbuch, dass es nur Mord ist, wenn man es nicht eilig hatte“. Ich kann es mir nicht vorstellen. 

„Das ist echt eine Unverschämtheit“, fuhr ich den Parkraumbesetzer an, „Sie haben doch gesehen, dass ich den Blinker gesetzt und den Rückwärtsgang eingelegt hatte! Was soll das?“ Der Mützenheini guckte mich durch seine runde Klugscheisserbrille an: „Chill mal, Alter. Du hast da echt ein Riesenschiff. Diesel, oder? Du verpestest doch sowieso nur die Luft damit!“ Ah! So einer! Das war natürlich was Anderes. Das würde jetzt lustig werden. „Exakt, junger Freund“, sagte ich zu ihm, „und wenn Du jetzt nicht die Lücke frei machst, dann fahre ich jetzt Zehn mal um den Block. Mit dem Diesel. Völlig sinnlos. Ich blase derart viel CO2 in die Luft, dass Deine ungeborenen Kinder eine Glutenallergie und Depressionen kriegen oder was Ihr alle heute so bekommt!“ Seine ungekämmte Uschi schaltete sich ein: „Ey, lass doch den Spießer. Wir müssen was kaufen“, versuchte sie ihren bemützten Galan anzutreiben. Ich sah sie über das Dach des Corsa an: „Wie wäre es damit? Ich fahre hier nicht nur im Kreis herum, bis Ihr beiden Halbsemester Eure biologisch einwandfreien und fair getradeten Einkäufe erledigt habt, ich kaufe mir auch noch einen Plastikbecher mit Strohhalm und werfe ihn dann in irgendein fließendes Gewässer in der Nähe? Ihr habt die Wahl!“ „Umweltsau!“, schleuderte mir die Piercinguschi entgegen. Der Mützenträger grinste nur dümmlich: „Alter, das würdest Du echt nicht machen, oder?“ „Und ob ich das mache! Da ich ein Alter bin, habe ich vielleicht noch 25 Jahre zu leben und ich schwöre, ich hinterlasse Euch einen Co2-Abdruck, der sich gewaschen hat! Ich verpeste und vergifte den Planeten, dass es nur so raucht!“ „Wegen einer Parklücke?“, er wurde unsicher! „Wegen einer Parklücke! Jawohl! Und wenn Du Deinen Rosthobel hier nicht in drei Minuten aus jenem für mich passenden Platz entfernt hast...“, lies ich meine Drohung im Parkraum schweben und sah ihn streng an. „Was dann, he?“, wollte seine Piercingmaus wissen, „willste ihn dann umhauen?“ „Viel besser“, grinste ich, „ich wähle sonst bei der nächsten Wahl AfD. Ich zaubere Euch ein Viertes Reich an die Backe, so schnell könnt Ihr mit dem Corsa gar nicht fliehen!“

Der Schatz war mittlerweile dazugekommen und sah auf die beiden verängstigten jungen Schneeflöckchen herab. Im wahrsten Wortsinne. Der Schatz ist ziemlich groß und imposant. „Komm, lass doch...“, wollte der Schatz beschwichtigen, aber wenn ich schon mal jemanden an den Klöten habe, dann beiße ich mich fest. An den Klöten. „Nein“, sagte ich, „dieser Parkplatz entscheidet über Wohl und Wehe aller Migranten und irgendwie hier Lebenden.“ Die Piercingmaus sah hilfesuchend zum Schatz. „Macht er das echt? Ist er so? Er will AfD wählen, wenn wir nicht wegfahren!“, petzte sie meine Drohung. Der Schatz nickte ernsthaft: „Ja. Er ist ein Arsch. Und bei Parkplätzen kennt er keinen Spaß!“ Die Maus rollte mit den Augen und sah ihren Galan an. „Komm“, sagte sie, „der Boomer ist es nicht wert.“ „Boomer?“, wollte ich wissen, da mir die Beleidigung neu war. Ich kenne nur Boomer, den Streuner. Den Film. 

Der bebartete Baseballkappenritter erklärte es mit sieben Worten: „Babyboomer. So nennen wir Euch alte Säcke.“ „AfD!“, antwortete ich laut mit drei Buchstaben. Und mit dem Wort „Drecksnazi“ verschwanden die Baseballmütze und seine getackerte und gestanzte Begleitung in den Corsa. Der Schatz und ich setzten uns ins Auto, der Corsa verließ die Parklücke, ich drückte die Bremse und auf den „Start“-Knopf, legte den Rückwärtsgang ein, nur, um zu sehen, wie ein Porsche-Cayenne jetzt hinter mir in den Parkplatz einbog. Okay. Motor wieder ausmachen, das gekicherte „Hase, Du bleibst hier“ vom Schatz ignorieren, aussteigen und dem Cayenne-Fahrer beim Aussteigen auflauern. „Das war meine Parklücke“, erklärte ich einem etwas älteren Herrn mit Brille und Tweetsakko mit so Flicken auf den Ärmeln und einem orangen Cashmere-Schal, der ein wenig wie der 50-jährige Prinz-Charles aussah. Er stutzte und meinte: „Entschuldigung, habe ich nicht gesehen, ich bin auch gleich wieder da!“ Ich probierte es mit der gleichen Taktik wie bisher, nur unter anderen Vorzeichen. Ich schleuderte ihm ein zorniges „Wenn Sie nicht sofort den Parkplatz frei machen, wähle ich bei der nächsten Wahl die Grünen!“ entgegen und war sehr zufrieden mit mir.

Der ältere Mann blieb völlig ruhig, dann lächelte er. „Na“, sagte er, „das hoffe ich doch sehr. Ich bin Stadtratsmitglied der Grünen.“ Sprachs und verschwand, während der Cayenne mit einem höhnischen Tüdelüt verriegelte. Und ich musste unter dem Gekicher des Schatzes einen anderen Parkplatz suchen. Zehn Mal um den Block herum. Und dann ewig weit weg. „Ein wenig Fußmarsch schadet Dir nichts“, meinte der Schatz spöttisch mit einem Blick auf meine Beleibung. Aber ich bleibe dabei: Hätte Gott gewollt, dass wir laufen, hätte er den Verbrennungsmotor nicht erfinden lassen. Und genau das scheint mein grüner Parkfreund auch so zu sehen. Wenigstens da sind wir mal einer Meinung.

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
10 Dez., 2022
Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
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