Vor ein paar Monaten fragte mich ein guter Freund, ob wir, die beste Lebensgefährtin von allen und ich, gerne Kartenspielen. Nun, als ich mich zuletzt mit einem Kartenspiel beschäftigt habe, war ich 49 und habe bei Witcher-III „Gwint“ gezockt. Das hatte ich verstanden, das machte Spaß, die Grafik am Rechner war geil und wen man verlor, konnte man den Gewinner mit einem Schwerthieb niederstrecken. Also war ich leichtsinnig genug, um „Ja“ zu sagen.
Klaus schlug vor, wir könnten ja „Doppelkopf“ spielen. So schwer sei das nicht, es sei spannend und mache Spaß. Und so brachte er uns dann die Regeln bei:
Also, beim Doppelkopf ist das so, dass die höchste Karte die Herz-Zehn ist. Warum, das weiß keine Sau, das ist eben so. Danach kommen die Bildkarten, die sind alle Trumpf, aber mit unterschiedlichen Wertigkeiten, je, nachdem, welche Farbe sie haben, aber man muss sie bedienen, wenn sie da liegen. Die Farben. Die Gäste auch. Ebenfalls ziemlich hoch im Kurs sind die Karo-Asse, ein Karo-As heißt „Fuchs“ und den muss man heimbringen oder behalten, hat man zwei Karo-As, dann nennt an das „Schweinchen“ und das ist ziemlich wichtig. Ansonsten spielt man mit dem zusammen, der die andere Kreuz-Dame hat, wenn man eine Kreuz-Dame hat, hat man keine Kreuz-Dame, dann spielt man mit dem zusammen, der keine Kreuz-Dame hat, aber das darf man nicht sagen, das ergibt sich im Laufe des Spiels und ist immer eine große Überraschung und ein lautes Hallo am Tisch. Hat man jetzt aber alle beiden Kreuz-Damen, dann kann man eine Hochzeit anbieten und muss den heiraten, der den ersten Stich des laufenden Spiels macht, selbst, wenn er hässlich ist und stinkt. Das ist da ganz egal. Man kann aber auch einfach die Klappe halten und versuchen, ein Solo zu spielen, dann spielen die anderen Mitspieler zwar nicht mit, aber wissen es nicht. Es sei denn, man hat es vorher angekündigt. Dann versuchen die anderen drei Spieler das Solo zu verhindern, weil sie ja mitspielen wollen. So viel zu den Grundregeln.
Wenn Sie bis jetzt dabei waren, dann kommen nun die Sonderregeln:
Spielen Sie an einem Freitag-Abend, an dem Vollmond ist oder ein Monat mit R am Schluss, dann sind nicht mehr die Kreuz-Damen ziemlich gut, sondern die Karo-Zehnen. Außer, wenn Sie eine Krankheit mit einem lateinischen Namen haben, aber „Influenza“ gilt nicht, es muss eine chronische Krankheit sein, dann gilt die Herz-Zehn wieder als höchste Karte. Haben Sie nun aber die beiden Pik-Buben an einem Feiertag, dann nennt man das „Waschhaus-Ernst“ und das ist ungefähr so wichtig, als hätten sie die beiden Karo-Asse, deren Ablegen Sie dann mit einem Klopfen und einem laut ausgesprochenen „Klingeling“ begleiten müssen, sonst bekommen Sie zwei Punkte abgezogen. Sagen Sie aber stattdessen „Dingdong“, dann muss der jüngste Teilnehmer der Runde einen Tequila trinken, vergisst er das, dann bekommt er den vollen Punktabzug.
Jetzt kann es sein, dass Sie einen Full-House haben und den ablegen können. Das macht aber keinen Sinn, weil Sie ja nicht beim Poker sind, aber Sie könnten, wenn Sie wollten, dass alle Ihre Karten sehen. Machen Sie hingegen einen Stich mit einem Karo-König an einem zweiten Samstag im Monat, so dürfen Sie sich „Kreuz-König“ oder „Verteidiger des wahren Glaubens“ nennen und müssen einen Karo-Kaffee trinken, was unter geübten Doppelkopf-Spielern einer Art simuliertem Suizid entspricht, aber ich habe vergessen, warum das so ist. Auf jeden Fall bekommen Sie einen Elfmeter, wenn Sie zuerst mit der Kreuz-Zehn herauskommen und haben drei Schussversuche, an deren Ende das Eckenverhältnis zählt, das dann mit der Anzahl der Pik-Karten auf ihrer Hand mit drei multipliziert und dann durch die halbe Anzahl der Herz-Karten, die Sie auf der Hand hatten, dividiert wird. Das Ganze nehmen Sie dann mal Hundert und erhalten so Ihren Intelligenzquotienten, den Sie aber Ihrem Nachbarn nicht nennen dürfen, es sei denn, es ist ein Dienstag.
Wir haben das verdammte Spiel jetzt so oft gespielt und ich bin immer noch drauf und dran, bei der vorletzten Karte „Uno“ und bei der letzten Karte „MauMau“ zu rufen, im Andenken an die kenianische Terrorbewegung des letzten Jahrhunderts. Aber es macht total Spaß. Den anderen jedenfalls, die mir jedes Mal die Regeln wieder neu erklären oder flugs umdefinieren, sobald ich auch nur ansatzweise in der Lage wäre, zu gewinnen. Daher darf ich an Samstag-Abenden beim Doppelkopf einen Aufkleber mit der Aufschrift „Ohne Abi – Dümmster der Runde“ tragen, es sei denn, es ist der dritte Samstag im Monat, dann kann ich ihn abnehmen und zu Hause bleiben.
Ich bin bei dem verdammten Spiel das absolute Opferlamm – aber ich werde die Regel einführen, dass ich, wenn ich im Besitz beider Pik-Zehnen bin, meine Mitspieler mit einem Schwert niederstrecken darf. Damit ich wenigstens da meine Gwint-Erfahrung einbringen kann. Dreiflügeliger, schwarzäugiger Drachen der höllischen Verdammnis mit 2.000 Attacke-Punkten!