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Die letzten Bundesrepublikaner

Thilo Schneider • Sept. 30, 2019

Der alte Liberale ist der neue Rechte


Ich bekomme – wie viele Autorenkollegen auf der Achse ja auch – öfter mal den Vorwurf gemacht, ich sei „rechts“. Dabei ist das ja auch vollkommen richtig. Natürlich bin ich „rechts“, wenn „rechts“ bedeutet, dieses Land als Platz für die Menschen zu erhalten, die guten Willens sind und fleißig und aktiv an dieser Gesellschaft mitwirken. Ob sie das nun als Pflegekraft im Krankenhaus, als Inhaber einer Dönerbude, Lehrer an der Brennpunkt-Hauptschule, Firmeninhaber und Unternehmer oder Manager eines Konzerns tun, ist dabei völlig unerheblich. Dieses Land bietet jedem, der es möchte, mannigfaltige Chancen – nutzen muss er sie natürlich selbst.

Greift dann also der „Vorwurf“, rechts zu sein, ins Leere, dann bin ich plötzlich „rechtspopulistisch“. Verdammt – ja: Völlig korrekt. Ich bin nun einmal in der Lage, einfache Sachverhalte auch einfach darzustellen und den Unterschied zwischen Haustüre und Zellentüre zu erläutern. Und dass ich durch mein Schloss an der Haustüre 95% aller Menschen unter Generalverdacht stellen muss, um die 5% Bösewichte (oder welche Zahl Ihnen lieber ist) draußen zu halten. Ich hänge an meinen Leuten und meinem Kram und möchte beides gerne behalten. Ich bestimme gerne, wer mein Haus betritt und ich finde, ein Staat sollte das ebenfalls bestimmen oder sich wenigstens über die Identität seines Neubürgers im Klaren sein können. 

Na gut, wenn das so ist, dann muss ich eben ein „Rechtsextremer“ sein. Drunter geht es dann nicht mehr. Ich habe nämlich auf Facebook einen Facebook-Freund, der einen Freund hat, dessen Bruder früher einmal NPD gewählt hat und dessen Cousin zweiten Grades mütterlicherseits heute stellvertretender Führer des Heinrich-Himmler-Gedenkvereins in Unter-Krieblowitz ist. So etwas lässt sich ja heute über Facebook ganz einfach nachvollziehen, wenn man einen Überhang an Zeit und ein geregeltes Einkommen durch die Arbeit Dritter hat und Freundeslisten und deren Freundeslisten und deren Freundeslisten durchsucht. Oder gleich auf Geburtstagsfeiern die Gäste überprüft, wie Matthias Matussek nicht nur lachend berichten kann. Wenn das allerdings rechtsextrem sein soll, was ist dann das Brüllen von „Ausländer raus“-Parolen beim „Nationalen Wehrmachtskonzert“ mit so allseits bekannten und beliebten Bands wie Frontalkraft und Sleipnir? Oder gibt es da noch feinsinnige Abstufungen zwischen „rechtsextrem“ und „rechtsradikal“, die mir bisher entgangen sind? Hat vielleicht jemand mal einen Rechtometer für mich? 

Liebe „keinen-Millimeter-nach-rechts-Rücker“, die Ihr der Achse und mir vorwerft, wir seien „Rechtspopulisten“ und „würden zur Spaltung der Gesellschaft“ beitragen, weil wir die sind, die wir sind und weil wir so sind, wie wir sind: Was Ihr seht und was Ihr nicht begreift, ist, dass Ihr es mit einer der letzten Bastionen der alten Bundesrepublik zu tun habt. Wir alle hier, ob sie nun von links, von rechts, von sozialen, liberalen, feministischen, christlichen, jüdischen oder muslimischen Prägungen kommen, wir alle hier sind das, was die alte Bundesrepublik ausgemacht und derart attraktiv gemacht hat, dass sich ein ganzes Volk dazu entschlossen hat, diesem ursprünglich nur provisorischen Staats-, Währungs- und Wertekonstrukt beizutreten.

Weder die Schreiber, noch die Leser der Achse müssen mit jedem Artikel hier einverstanden sein und diesem zustimmen. Wir sind uns oft genug uneins und wie in jeder echten Familie gibt es auch auf der Achse Streitereien und Eitelkeiten und manche Themen werden kontrovers diskutiert oder mit einem Gegenstandpunkt versehen. Aber niemand wird niedergebrüllt oder geächtet und jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Weil jeder ja nur in seinen Schuhen läuft und nicht in denen eines Anderen. Und jeder hier unterschiedliche Prägungen, Bildungen und Erfahrungen einbringt, damit das Gesamtprojekt funktioniert. So, wie es auch in der alten Bundesrepublik der Fall war. In der auch gestritten, diskutiert und geschimpft wurde. In der „Stoppt Strauß“-Buttons neben der „Dachlatte“ standen, in der ein Nato-Doppelbeschluss gleichzeitig mit der Friedensbewegung funktionierte, wenngleich nicht immer harmonierte. Aber so ist das nun einmal in einer Demokratie. Ich für mich kann sagen, dass die SPD immer die kanzlerableren Kanzler stellte, die Union bis Angela Merkel jedoch die bessere Politik machte. Und das öffentlich-rechtliche Fernsehen tatsächlich relativ ausgewogen berichtete und in Satiresendungen bekamen alle ihr Fett weg – selbst bei den linken Kabarettisten wie Hüsch oder Hildebrandt. Die hatten es auch noch richtig schwer – weil das Land ja doch ganz gut funktionierte. 

Sicher, die alte BRD war nichts für ganz zart Besaitete, die nur ihren Weltschmerz ausleben wollten, die wurden bestenfalls ignoriert, schlimmstenfalls auf die Schippe genommen oder böse geholzt, wie Rudolf Scharping und Helmut Kohl mehr als einmal erfahren durften. Aber es ging nie darum, den Anderen wirklich fertig zu machen. Im „neuen Deutschland“ der „neuen Mitte“ ist das anders. Da wird gepöbelt, gebrüllt, geweint, „betroffen seiend“ und es geht gar nicht mehr um die Sache. Es geht, wie es Herbert Grönemeyer so treffend formulierte, „darum, die Gesellschaft zu diktieren“. Es geht um nichts mehr und nichts weniger, als um den „neuen Menschen“, den empathischen, veganen, Co2-neutralen, umweltbewussten und „fremden Kulturen aufgeschlossenen“, femininen Bürger, der bereit sein soll, alles ihm Liebe über Bord zu werfen, um irgendwen oder irgendwas „zu retten“. Und gnaden Gott, Gesellschaft und Government demjenigen, der das nicht will. Der nicht am gleichen Strang zieht, an dessen Ende der Millimeterrechte hängt. Das muss automatisch ein Menschenfeind – und damit natürlich ein Nazi – sein. Auf jeden Fall kann es sich nicht um ein menschliches Wesen handeln. Irgendetwas darunter. „Pack“ oder so. Wer nicht im Gleichschritt des guten Menschen marschiert, marschiert am Besten gar nicht. So verunsichert er schon nicht die Anderen, die Mitläufer.  
Ich bin rechts. Ich bin Demokrat. Ich bin tolerant, aber nicht blöd. Ich bin ein alter weißer Mann und einer der letzten Bundesrepublikaner. Ich lebe und lasse leben. Und ich möchte am Leben gelassen werden, denn ich lasse auch andere am Leben. Ich will niemandem etwas diktieren und ich werde keinen guten Vorschlag ablehnen, wenn er „von der falschen Seite“ kommt. Das fände ich sehr dumm. Jeder soll tun, was er für richtig hält. Nur anderen damit nicht auf den Keks gehen und andere für sein Schicksal und die Konsequenzen seiner Handlung verantwortlich machen. Das nennt man „Eigenverantwortung“. Aber ich bin ja auch nicht Herbert Grönemeyer. Ich brauche keinen „neuen Menschen“. Ich möchte die Menschen so nehmen, wie sie sind. Weil es eben keine anderen gibt. 

Aber ich bin ja auch rechts. Einer von den Bösen. Ein deutscher Bundesrepublikaner. 

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
10 Dez., 2022
Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
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