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Der Feinschmecker

Thilo Schneider • Feb. 28, 2020

"...also, Weißwein ist jetzt nicht so meins..."

Bild von Sue Park auf Pixabay
(Gebrauchsanweisung: Um diesen Artikel in seiner vollen epischen Breite und seinem vollmundigen Bouquet wirklich genießen zu können, sollten Sie in der Lage sein, den Google-Übersetzer bedienen zu können oder des Französischen, Italienischen und Lateinischen mächtig sein!)

Das war so: Der Schatz und ich, wir hatten uns mit einem befreundeten Ehepaar zu einem schweineteuren Candlelight-Dinner verabredet. For no particular reason, just because. Der Schatz und ich essen gerne und gut, auch, wenn ich gerade mal einen Hamburger von einem Cheeseburger unterscheiden kann. Aber wenigstens kann ich so etwas zugeben.

Ich mag es, in einem guten Lokal zu sitzen, in dem hündisch ergebene Kellner selbst ein profanes „Stilles Wasser“ mit einer venezianischen Grandezza servieren, dass der Mundschenk des japanischen Kaisers daneben wie ein tölpelhafter Hühnerbaron wirkt. Bei flüsternder Nennung des Namens des Kochs sollte jeder, der je einen Kochlöffel in der Hand hielt, vor Ehrfurcht erschauern. Am Eingang des Etablissements sollte eine streng frisierte Concierge mit chinesischem Migrationshintergrund im schwarzen Abendkleid stehen und eine Gästeliste führen. Bewacht von mindestens einem Bodyguard mit gleichgültigem Gesichtsausdruck. Als I-Tüpfelchen wäre es schön, wenn sie dem vor uns hereingekommenen russischen Oligarchen nebst seiner grotesk überschminkten Gespielin erklären würde, dass er nicht reserviert habe und daher keinen Platz bekäme. Ich fühle mich dann sehr wichtig und auf dem Gipfel der Maslow-Pyramide, mit einem schönen Blick hinab ins Jammertal der irdischen Existenz. So, wie sich auch Kim Jong Il beim Blick aus seinem Panoramafenster fühlen muss.   

Also sitzen wir an einem Samstag-Abend geschniegelt und gebügelt im „Kaisersaal“ (Bei „Papstsaal“ bliebe das arabische Publikum fern) und warten auf Martin und Milena, die „M&M´s“, wie wir sie nennen, wenn sie nicht in der Nähe sind. Auf dem Tisch liegt mehr Besteck als bei einer Herztransplantation, die Dekoration ist festlicher als bei der Amtseinführung eines türkischen Präsidenten und im offenen Kamin prasselt ein freundliches Feuer vom Computerbildschirm. Von wegen weil Co2-Vermeidung und so. Nach kurzer Zeit tauchen dann auch die M&M´s auf, hallo, schön, dass Ihr da seid, nein, heute fährt Milena, damit Martin etwas trinken kann, aber ein Rotweinchen geht schon, hihi, haha, Bussi hier und Bussi da. Milenas Hintern hat die aufgeplüschte Sitzbank noch nicht richtig berührt, als auch schon ein Kellner, der hier Ober ist, am Tisch steht und sich beflissen erkundigt, was wir trinken möchten.
Als Einstieg zu unserem Menü empfiehlt er uns entweder einen roten 2010er „Berlusconi di Diarrea“ aus der Toskana, alternativ kann er uns aber auch einen 2012er „Bastard de Charlemagne de l´ossuaire de Douamont“ anbieten. Um gar nicht erst in die Verlegenheit zu kommen, daneben zu langen, bestelle ich mir schamlos eine Cola-light, von der ich garantiert kein Sodbrennen kriege. Milena will sich Martin anschließen, den jetzt auch der Schatz erwartungsvoll anschaut. Weil Martin uns erst vor kurzem erzählt hat, dass er ein hervorragender Weinkenner ist. Ich glaube, das war, während er die mitgebrachte Flasche Spätburgunder in den Ausguss gekippt hat, weil er eigentlich nur Pinot noir – Weine trinkt, kann mich aber irren. Martin spürt die Augen der anwesenden Damen und des Kellners auf sich. Auf ihm muss jetzt ein unglaublicher Druck lasten. Er versucht es zuerst einmal mit einer Alternative: „Hätten Sie auch einen 2012er „Tranchée des baionettes“? Der Ober stutzt kurz, fängt sich aber schnell. „Leider nein, der Herr. Bedaure sehr.“, entschuldigt er sich und Martin liefert eine Erklärung nach: „Wissen Sie, der Berlusconi ist mir für meinen Geschmack etwas zu sandig, eben typisch für einen Kalksandstein-Wein und bei dem Bastard gefällt mir die lehmige Note im Abgang nicht…“ Er legt die Stirne in nachdenkliche Falten und hält sich Daumen und Zeigefinger der rechten Hand in Form eines L auf Nasenspitze und Kinn. 

„Haben Sie nicht etwas Fruchtiges?“, quake ich dazwischen und kriege mal wieder einen Tritt vom Schatz unter dem Tisch. Vier Leute starren mich feindselig an. Wahrscheinlich bedeutet das, dass ich bei derart wichtigen Themen lieber die Klappe halten soll. Na gut. Meine blöde 2020er Cola-light hätte ich trotzdem gerne. Ich bin da sehr ungeduldig. Aber Martin stellt mich auch mit einem Seitenblick und einem halbtrocken dahingemurmelten „Sangria gibt’s hier nicht“ instant kalt. 

Er wendet sich wieder dem Ober zu, der immer noch freundlich, wenngleich auch leicht verkrampft, lächelt. „Was haben Sie denn sonst noch so an annehmbaren Tafelwein zu bieten? Ich habe gerne trockene Rotweine, die Granit- oder Marmorböden bevorzugen, gerne auch aus höheren Lagen wie den Anden oder dem Karakorum. Zur Not ginge aber auch ein halbseidener Holländer oder ein spielerischer Spanier, wenn Sie so etwas haben?“, schlägt er Alternativen vor. „Oder einen pelzigen Portugiesen“, werfe ich dazwischen und bekomme den zweiten Tritt. Der Ober macht „Hm“ und lässt den Blick in die Ferne schweifen. Ich glaube, er wünscht sich, dass er sein Gender-Studium zu Ende gemacht hätte. Dann schnipst er mit den Fingern. „Ich hätte da, wenn es etwas korkig sein darf, eine ganz hervorragende 2014er Spätberufene aus dem Hauts-de-France. Wie wäre es denn mit einem „Évacuation de Dunkerque?“, nimmt er einen neuen Anlauf. Aber ohne Mârtín. Der geht es jetzt von der technischen Seite an, während sich mein Magen knurrend zu Wort meldet. 

„Wie sieht denn das Menü heute Abend aus? Vielleicht finden wir ja da etwas Passendes…“, will er wissen. Man sieht dem Obersten die Erleichterung förmlich an. In dem Wasser kann er schwimmen. „Wir servieren als Erstes eine Variation von Pommes et Poires de Savoie („Pommes als Erstes?“, quiekt Milena dazwischen und erntet einen bösen Blick von Martin) an einer Heidelbeer-Farce, als Entrée dann eine Ingwer-Banane-Suppe mit einem Walnuss-Bouquet, anschließend, als Pièce de résistance, haben wir einen Lendenwirbelbraten vom Chien du refuge animalier, sehr gut durchgegrillt, danach reichen wir zum Nachtisch entweder einen Yaourt aux fraises en Crème avariée oder, wenn es etwas deftiger sein darf, einen Fromage moisi-et-malade obscure in einem Sud von asticots déchiquetés“, knallt er uns die Speisenfolge vor den bis dato leider noch unberührten Latz. Le Matin wiegt den Kopf schwer nachdenklich hin und her. „Das klingt ja alles sehr gut. Wissen Sie was? Bringen Sie uns dazu doch einfach einen simplen Lambrusco.“, erklärt er seine Kapitulation, vielleicht auch, weil er meinen genervten Blick bemerkt hat. Das Lächeln des Kellners gefriert etwas und in seinem Abgang liegt, ähnlich wie bei einem Lambrusco, etwas Verächtliches. (Ende Teil 1)

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
10 Dez., 2022
Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
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