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Some older - Tante Anke und die Wahrheit

Thilo Schneider • Sept. 10, 2019

...wie aus Revolutionärinnen Närrinnen werden

Beim Stöbern fand ich folgende kleine Geschichte - aber bei Gott: Sie ist wahr.

So mit sechs-sieben Jahren, da fand ich Tante Anke ziemlich cool. Das war Anfang der 70er, Tante Anke war 23 Jahre jung, schwarzhaarig, hatte eine ziemlich verrückt eingerichtete Wohnung und roch immer leicht süßlich, aber gut, und war so ziemlich das schwarzhaarigste Schaf der Familie.

Sehr viel später erkannte ich den süßlichen Geruch wieder, als vor meiner mündlichen Prüfung eine Kippe herumging, die bei uns Azubis eine Viertelstunde später zu einer recht gelassenen und ausgelassenen Stimmung in der Prüfung führte.

Tante Anke, soviel wusste ich noch, machte beruflich "irgendwas Soziales" und ich kann mich bis heute nicht restlos des Verdachts erledigen, dass sie eine sehr persönliche und sehr serviceorientierte Art von "Altenpflege" im Frankfurter Bahnhofsviertel praktizierte...

Wie auch immer, man hat sich irgendwann mal aus den Augen verloren, Tante Anke heiratete, ließ sich scheiden und heiratete noch einmal, einen farblosen Buchhalter, nett, aber unbedeutend und bekam zwei Kinder. Gelegentlich sah man sich auf größeren Familienfesten, dann war sie mal ziemlich böse krank und heute sitzen wir auf der Hochzeit meines anderen Neffen (kein Kind von ihr) zusammen und wie der Zufall es will, sitzt sie neben mir.

"Na, und? Wie geht es Dir?", fragt sie. Danke, es geht mir gut, das Geschäft läuft flott, meine Kinder sind weder krank noch behämmert und wir sind gesund. So, wie es sein soll.

"Ist das Dein Auto, der Schwarze da draußen?" Ja, ist es. "Ganz schön protzig" findet sie.

Und hätte ich gewusst, wie sich dieses Gespräch weiter entwickelt und wäre ich vielleicht auch etwas intelligenter und diplomatischer, dann hätte ich mich jetzt dafür entschuldigt und mich woanders hingesetzt. Aber ich habe es verbockt, für mich war Tante Anke immer cool.

Stattdessen antworte ich Idiot: "Mag sein. Aber ich kann´s mir leisten".

Ich hätte jetzt gedacht, Anke lacht, weil sie mich ja immerhin seit ein paarundvierzig Jahren mehr oder weniger kennt.

Falsch gedacht.

"Ziemlich arrogant", sagt sie. Und "wegen Leuten wie Dir stirbt die Ozonschicht!" sagt sie auch.

Ganz offen gesagt hat mein Diesel einen Rußpartikelfilter neuester Bauart, während ihr abgefuckter 3er Golf bestenfalls einen nicht funktionierenden Katalysator hat. Und ich sage Ihr das mit dem Rußpartikelfilter, den Teil mit dem abgefuckten Golf lasse ich weg.

"Ich bräuchte so ein großes Auto nicht, um glücklich zu sein", reibt sie mir als Antwort unter die Nase.

Alter Verwalter.

Ich brauche das verdammte Auto auch nicht, um glücklich zu sein, aber ich finde es geil, die Karre zu haben und außerdem ist es mir scheißegal, was Tante Anke braucht, um glücklich zu sein.

"Dir gehört es ja auch nicht", gebe ich immer noch freundlich zurück und stelle voll Entsetzen fest, dass ich mich mit "es ist halt einfach schön, mit dem Teil in den Urlaub zu fahren, weil wir da eben Platz für die Familie haben" zu allem Überfluss auch noch rechtfertige.

"Ach Ausreden", putzt sie mich ab, "was muss man denn überhaupt mit dem Auto in den Urlaub fahren? Das geht auch mit der Bahn und ICH kann es mir auch zu Hause gemütlich machen. Dazu brauche ich nicht weg."

Aha.

Doch, ich muss im Urlaub weg, um die Tante Ankes dieser Welt hinter mir zu lassen, aber das kann ich nicht sagen, weil es doch eine Familienfeier und alles so schön harmonisch ist und Tante Anke doch mal so eine coole Sau war.

Stattdessen sage ich entschuldigend: "Naja, wir fahren ja nicht sooo weit, mal in die Berge oder an die Ostsee..." "Ostsee?", unterbricht sie mich, "was will man denn DA? Da ist doch nichts."

Mittlerweile habe ich mein drittes Glas Wein hinter mir. Ich bin ein paarundvierzig Jahre alt, habe keine Drogen genommen und nicht meine Mumu jubeln lassen. Ich habe einen guten Job, ein nettes Geschäft mit netten Mitarbeitern, Einnahmen, die deutlich über der Beitragsbemessungsgrenze liegen und absolut keine Lust und keinen Bedarf, mich von einer Ex-Dope-Nutte mit Haarausfall und einem verpfuschten Leben belehren zu lassen. Zumal sie die Ostsee ja wohl nur von der heimischen Couch aus kennt, weil sie da ja so glücklich ist, die dumme Nuss.

"Doch", sage ich, "da ist es sehr schön. Rostock zum Beispiel, ein wunderschönes Hafenstädtchen..." "...voller Neonazis", packt sie dazu.

Ja klar. Ich fahre mit der Familie nach Rostock wegen der Neonazis, die ich da besichtigen kann, Du dämliche Flanschkuh.

"Nein, im Ernst. Uns gefällt es da. Und ich habe da auch noch keine Neonazis gesehen." "Ja, weil Du nicht mit offenen Augen durch die Welt gehst. Aber naja, wenn Du meinst, ich brauch das nicht."

Nein, Tante Anke braucht eigentlich einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, denke ich mir und nehme die Weine Nummer Fünf und Sechs in Angriff.

"Du hast auch ganz schön zugelegt", teilt sie mir zusammenhanglos mit.

Ja, habe ich, deswegen habe ich im Gesicht auch nur halb so viel Falten wie sie an ihrem runzligen Arsch, aber ich darf das nicht sagen und muss nett sein. Ich halte einfach die Klappe und kippe Wein Nummer sieben. Und acht.

Aber Tante Anke lässt nicht locker.

"Zuviel Essen ist ungesund und Du kannst davon krank werden. Herzkrankheiten, Gefäßkrankheiten, Herzinfarkt..."

...und ich höre mich mit schwerer Zunge sagen: "ich bin hier bei einer Hochzeit und nicht auf einem medizinischen Symposium. Und ich frage mich, wie scheiße eigentlich ein Leben gelaufen sein muss, das einen Menschen dazu bringt, andere permanent zu bewerten, zu belehren, zu beschnuddeln und zu bevormunden. Du warst einmal eine hübsche junge Frau und ich fand Dich schon mit sieben sexy und heiß und total cool. Es mag sein, dass Dir das Leben nichts geschenkt hat, aber Du hast dem Leben auch nichts geschenkt und ihr seid quitt, Du und das Leben. Du bist heute nur noch eine vertrocknete alte Kuh, voller Bitterkeit und Neid auf andere, die sowohl die Kontrolle über ihre Geschlechtsteile als auch über ihr Leben hatten. Es ist mir sowas von völlig scheißegal, ob Du auf Deiner 80er-Jahre-Couch die glücklichste Fernsehzuschauerin der Welt bist und es ist mir Wurstregal, ob Dir mein Auto oder meine Urlaubsziele gefallen. Du bist der erste Mensch, den ich persönlich kenne, der zwar schon tot, aber noch nicht beerdigt ist. Was ist los mit Dir? Wann hast Du beim Rettungsring dicht daneben gegriffen?"

Sie schaut mich entsetzt an: "Du bist betrunken".

"Mag sein - aber ich habe Dich nie nüchterner gesehen", gebe ich zurück.

Sie springt auf, schnappt sich ihre Handtasche und verschwindet auf der Toilette. Ich nutze die Gelegenheit, packe Frau und Kinder zusammen, murmle dem Hochzeitspaar eine fadenscheinige Entschuldigung zu und haue in meinem protzigen rußpartikelgefilterten Ostseetaxi ab.

Ich wurde viel später gefragt, was ich eigentlich zu Tante Anke gesagt hätte, weil sie auf dem Klo unheimlich geheult hätte und mich dann als "blödes Arschloch" bezeichnet hätte.

Ich habe dann die Schultern gezuckt und gesagt: "Ich weiß es nicht mehr, aber ich schätze, es war die Wahrheit".


von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
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Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
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