Blog Post

blogger

Deutschland - ein Witz

Thilo Schneider • Sept. 05, 2019

Witzischkeit kennt sehr wohl Grenzen...

Irgendwo im Fränkischen. Wir sitzen gemütlich bei einer Weinprobe, die ersten Weine haben wir auch schon hinter uns („Volkacher Mauermörder 2013, lieblich“ und „Würzburger Klosterfrau extra-ordinär halbtrocken 2016“) und die Gespräche gehen hin und her, es wird langsam laut und fröhlich. Und während wir laut reden, hebe ich an: „Mir fällt da eine reizende kleine Geschichte ein. Ruft ein Chinese bei der Polizei an und sagt „Da liegt ein Gleis auf den Schienen…““. Plötzlich herrscht so etwas wie Totenstille in unserer kleinen Ecke am Tisch. „Du willst jetzt aber keinen Chinesenwitz erzählen, oder?“, sagt Annegret in das betretene Schweigen. „Ehm, doch, wollte ich eigentlich…“, antworte ich vorsichtig. „Du weißt schon, dass ein Witz über Chinesen Chinesen diskriminiert, oder?“, hakt Annegret nach. Ich bin verblüfft: „Warum? Wieso werden da Chinesen diskriminiert?“ „Weil sie das „L“ nicht aussprechen können. Man macht sich nicht über Menschen mit Sprachfehlern lustig!“, belehrt mich Annegret und lächelt dann versöhnlich: „…aber vielleicht weißt Du ja einen anderen Witz?“ Ich kenne jede Menge Witze und da fällt mir der ein: „Kommt eine Frau zum Arzt…“, und dann schließe ich den Mund wieder. Die Runde stöhnt auf. Jetzt ist es mucksmäuschenstill am Tisch. Das wäre fast der nächste diskriminierende Witz geworden. Das war knapp.

Ich überlege fieberhaft. Soll ich den mit dem Löwen und dem Zirkusdompteur erzählen? Aber da kommt die Frau am Schluss nicht gut weg… Alle Augen sind auf mich gerichtet. Ich kann die Gedanken meiner Mittrinker förmlich lesen: Schafft es der Typ, einen nicht diskriminierenden Witz zu erzählen? Ich greife zu einer Flasche „Alzenauer Vollpfosten untergärig furztrocken 2017“ und schenke mir einen ein. Also gut, vielleicht den: „Ein Israeli, ein Amerikaner, ein Deutscher und ein Türke sitzen im Zug…“ „Judenwitz“ brüllt einer von hinten. Eine andere ergänzt: „…und Türkenwitz“. Okay, dann den nicht! Wie wäre folgender Witz: „Ein Pfarrer nimmt einem Mann die Beichte ab…“, aber nein, nichts, was Glaubensgemeinschaften diskreditiert. Meine mittlerweile gut neun Zuhörer schütteln den Kopf und ich suche nach der versteckten Kamera. Aber da ist keine zu sehen.

„Okay, ich habe einen. Zollkontrolle. Der Zollbeamte kommt ans Fenster und fragt den Typen: „Haben Sie Alkohol oder Drog…“ „Falsch“, ruft ein älterer Herr mit schütterem Haar und randloser Brille, „erstens macht man keine Witze über Alkohol- oder Drogensüchtige, weil das eine Krankheit ist, zweitens gibt es keine Zollkontrollen mehr, drittens werde ich hier eine Verunglimpfung staatlicher Organe oder ihrer Beamten nicht dulden. Ich war selbst lange genug beim Zoll!“ Na gut, dann der nicht. Ich nehme einen Schluck „Randersackerer Höllenpfuhl, feucht, 2016“ und überlege: „Der Förster geht in den Wald und ruft die Tiere zusammen. Er sagt: „Nächste Woche kommt der Oberförster und da will ich nicht, dass der Wald wie Sau aussieht. Daher möchte ich, dass…““ Irgendeine Ulrike unterbricht mich jetzt: „Findest Du Witze über Wälder und ihre Bewohner lustig, während der Hambacher Forst dem Kohleabbau geopfert wird, ja?“ Nein, finde ich nicht. Obwohl es ja eigentlich scheißegal wäre, es ist ja nur ein verdammter Witz. Aber auch 2019! Nun gut, dann vielleicht den: „Kommt ein Mann in einer Tierhandlung und sieht da einen Eisbären stehen…“ Allgemeines Aufseufzen in der Runde. „Klimaleugner“ brummelt ein älterer Herr, Typ radelnder Religionslehrer, hörbar vor sich hin. Damit scheidet dann auch der andere Witz mit den Mäusen und dem Frosch aus, obwohl ich den wirklich gut finde.

Ich bin leicht angetrunken und langsam auch verzweifelt. Ostfriesenwitze diskriminieren Ostfriesen, Blondinenwitze Blondinen, Mantafahrerwitze Mantafahrer, Witze über Doppelnamenfrauen Doppelnamenfrauen. Jeder verdammte Witz diskriminiert jemanden. Ich greife zur „Sommerauer Flachzange, gerührt, nicht geschüttelt 2016“ und gieße mir ein viertel Glas ein. „Kommt Alice Weidel in eine Bar und trifft da Adolf Hitler…“, probiere ich es. „Soll das ein Witz über Lesben werden? Oder über Ausländer?“, kommt es scharf von Annegret und ich schrumple in mich zusammen. Außerdem bin ich langsam blau. Eigentlich ZU langsam blau und wehre mich gegen diesen Zustand mit Hilfe eines Glases „Lohrer Bioplörre aus garantiert zertifiziertem Rebendings 1620“ oder so und werfe einen Blick auf den Alkoholgehalt. „Wawas haben die SPD und ddieser Dreggswein gemainsam?“, will ich wissen und proste in die traurige Runde. Die 18 Augen um mich herum bleiben kalt. „Über benachteiligte Minderheiten macht man keine Witze“, zischt der Religionslehrer.

„Eien habsch noch!“, erkläre ich verzweifelt und hebe das Glas: „Horst Seehofer kommt mit dem Flugzeug von einer Auslandsreise am Berliner Flughafen an…“ Plötzlich brüllendes Gelächter. Dabei war ich noch gar nicht fertig mit dem Witz. „Der war gut“, lacht Ulrike und Annegret freut sich: „Das war ja ein echtes Brett. Na also, geht doch!“ Der Religionslehrer wischt sich die Brille, in die er Tränen gelacht hat und der pensionierte Zollbeamte kriegt sich nicht mehr ein: „…kommt in Berlin mit dem Fluhugzeug an… Saugeil. Zwei Witze in Einem. Und das in einem Satz. Knaller!“ wiederholt er mich und ich lasse das dann einfach so stehen und beschließe, noch einen drauf zu setzen. „Donald Trump is ein Aaarsch“ krähe ich trunken in den Tumult und jetzt liegen alle lachend am Boden. Ich bin rehabilitiert. Deutscher Humor 2019 – eine Klasse für sich!

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
10 Dez., 2022
Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
Weitere Beiträge
Share by: