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Bei Ilse und Werner 

Thilo Schneider • Mai 27, 2018

- auf dem Land

Neulich meinte die beste Lebensgefährtin von allen, wir könnten doch mal Ilse und Werner besuchen, weil wir die doch schon lange nicht mehr gesehen hätten (worüber ich persönlich jetzt nicht ganz unglücklich war) und das wäre doch toll und außerdem könnten wir doch da grillen. Das letzte Argument überzeugte mich und so fuhren wir zu Ilse und Werner auf das Land, denn Ilse und Werner wohnen in einem kleinen Ort, der so winzig ist, dass es nur eine Raiffeisenbank gibt, auf der man neben Aktien nachwievor von LehmannBrothers und der Holzmann AG auch Viehfutter kaufen kann. Nicht einmal eine Sparkasse gibt es.

Blöderweise stammt auch die beste Lebensgefährtin von allen aus dem Ort und kennt da 100% aller Einwohner und ist mit 50% davon irgendwie verwandt, also war das quasi ein kombinierter Heimat-Verwandtenbesuch.
Nun, ich mag das Landleben. So aus der Stadt heraus. Wenn ich da nicht hin muss. Da ist nichts. Bäume gibt es. Und Wiesen. Und Tiere. Kühe und so. Malerisch, aber leider sehr sehr langweilig. Auf´s Land kann ich immer noch. Wenn ich 100 bin oder so. Dachte ich.

Auf jeden Fall sitzen wir also bei Ilse und Werner auf der Veranda, unterhalten uns über dies und das und wann ich mein Buch herausbringen will (ich schätze, dann, wenn der Messias ein „jetzt wirklich sehr neues Testament“ geschrieben hat) und es riecht lecker nach Steaks (Werner kennt den Metzger, den Bauer und die Kuh, von der sie kommen), ein leichter Wind gaukelt mit dem frischen Grün der Buchshecke und wiegt sanft die Rosen und die Bordüre der blau-weißen Markise, Ilse hat den Tisch mit Kerzchen und allerlei grünem Zeug aus eigenem Anbau als Beilage gedeckt, es ist gemütlich und dann sagt die beste Lebensgefährtin diesen einen Satz, der mich gefühlte zwei Stunden Lebenszeit kosten wird: „Wir wollen ja auch irgendwann wieder auf´s Land.“

Das stimmt.

Aber nicht gleich morgen mittag um 14.00 Uhr. Nur sagt sie das nicht dazu. Denn Werner meint, „unne beim Schmidtsepp“ würde was frei. Ilse winkt ab. Das sei nichts, da gäbe es keinen Garten und die beste Lebensgefährtin wolle bestimmt einen Garten (diese nickt eifrig) und dann sagt Ilse, die Küppers Marie sei doch schon sehr alt, vielleicht sollten wir der ihr Häuschen abkaufen und mit Sitzrecht versehen, bis die Küppers Marie ins sanft wogende Gras beißt. Ich erfahre leider nicht ad hoc, ob der Vorschlag gut ist, denn die beste Lebensgefährtin ist sich etwas unsicher, wer Marie Küpper ist. „Ist das nicht die Oma vom Schlappes?“, will sie wissen. Werner winkt ab. „Nein“, sagt er, „die Oma vom Schlappes wohnt in der Feldstraße, das ist doch die Berninger.“ „Die, die früher den Schuhladen hatte, neben der Raiba“, ergänzt Ilse.

Meine Gefährtin ist begeistert: „Ach ja, stimmt ja. Ich erinnere mich, weil ich doch mit dem Schlappes und der Schönen Sabine da immer nach der Schule hin gegangen bin. Wohnt die noch hier?“ „Werner nickt. „Ja, die hat den Bartl geheiratet und die haben zuerst in Hintermondhausen gewohnt und dann haben die hier gebaut, auf dem Grundstück vom Kronenwirt, als der das Wanderheim aufgegeben hat und ins Altersheim ist.“

Es muss dieser Zeitpunkt gewesen sein, an dem ich mit dem Landleben abgeschlossen habe. Ich merkte, wie mir die Augen langsam zufielen, während mein Unterbewusstsein mit der Information versorgt wurde, dass der Vater vom Bartl einst mit dem geliehenen Corsa vom Hensbacher, der der Onkel von Schlappes ist, tödlich verunglückt ist, als er glaubte, physikalische Gesetze zum Thema „Fliehkraft in Kurven“ gälten nur für andere, weswegen der Bartl ja Halbwaise gewesen wäre, wenn seine Mutter, die Filialleiterin vom Rewe im Nachbarort gewesen wäre, nicht den Chorleiter vom Musikverein, den Dings, den, nasagmirsesliegtmiraufder Zunge, den Brenneis, ja genau, den Walter Brenneins, den Meingottwalter, hihi, geheiratet hätte, nachdem es mit dem Bernd, den sie zuerst hatte, nicht geklappt hätte, der wiederum später irgendeine von diesen Städterinnen geheiratet hätte, aber auch nicht lange, denn die wäre lesbisch gewesen, aber das hätte er erst gemerkt, als sie mit seiner Schwester, der Langen Silke, nach Südfrankreich durchgebrannt wäre, aber da hatte Bartls Mutter ja schon den Meingottwalter geheiratet, da wars natürlich nix, mit der Hochzeit, deswegen ist der Meingottwalter jetzt der Stiefvater vom Bartl, aber der hat irgendwas mit der Psyche (der Meingottwalter, nicht der Bartl) und ist derzeit in der Geschlossenen in Hopfenheim, was ich, selbst im Dämmerschlaf, sehr gut verstehen kann. Wahrscheinlich war er bei Ilse und Werner eingeladen, aber ich bin bereits zu apathisch, um das nachzufragen.

Ich schrecke kurz hoch, als meine Hand in Ilses Knoblauchdip fällt und erfahre bei vollem Bewusstsein, dass der Herbert (whoever he is) früher die Fischteiche im (und aus einem) Schlechten Grund hatte, bevor die unfreiwillige Feuerwehr Blödmannsdorf die Dinger leerpumpte, als der Kleine von der Miesner Charlotte mit dem Sven (Sven wer?) 2010 versehentlich beim „Feuerchen machen“ einen halben Hektar Wald abfackelten, was überhaupt den zweiten Feuerwehreinsatz nach November 1994 verursachte, nachdem damals die Scheune vom Mauschler abgebrannt war und da kann einer sagen, was er will, das war damals nie und nimmer eine Fermentation, sondern eine warme Sanierung oder ein Racheakt, weil der Vater vom Mauschler angeblich den Veterinär vom Landratsamt bestochen hat, damit der sein Vieh bei der BSE-Prüfung übersieht und ich habe den leisen Verdacht, dass der komplette Ort das Vieh des Mauschlers seinerzeit gefressen hat, anders kann ich mir das nicht erklären. Was den Racheakt angeht, so könnte der auch von Oberförster Wittmann kommen, dessen Großvater seinerzeit den ersten NSDAP-Ortsverband gegründet hat, weil der Mauschler oder des Mauschlers Vater was mit der Frau von OberförsterWittmann auf dem Schützenfest 1996 gehabt hätte (Werner weiß das so genau, da er damals den Volvo neu gekauft hatte), wo damals der Josefa ihr Mann dem Pfarrer die Nase gebrochen hat, weil der zu seiner Tochter wohl etwas zu kinderlieb war...

Ich wache irgendwann auf, als meine Lebensgefährtin mir in die Seite stupst und meint, ich könne ja auch mal was sagen. Schlaftrunken, voll mit Pils der örtlichen Brauerei und noch benommen äußere ich die Vermutung, Ilses und Werners Stammbaum könne ein Kreis sein, das sei auf dem Land nicht unüblich.

Und seit unserem dann etwas überhasteten Aufbruch habe ich Ilse und Werner und Hasenruh nicht mehr gesehen und werde daher auch nie erfahren, wo der Bartl jetzt eigentlich den Most holt. Ich vermute, er holt ihn aus dem Keller. Da, wo alle Leichen von Hasenruh liegen.

von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30 Mai, 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
10 Dez., 2022
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